Keine Woche in Dating – doch Lust ist wichtiger als Bürgermief
Keine Angst – ich habe das Online-Dating auch im diesem November verfolgt, in dem ich mich einer anderen Aufgabe widmen musste. Irgendwie ist es ja so, dass gerade alles, was „Dating“ betrifft, ein bisschen eingefroren wirkt. Dafür gibt es plausible Gründe. Einer davon ist die Tatsache, dass Online-Dating völlig unspektakulär geworden ist, ein anderer, dass es kaum wirkliche Innovationen gibt.
Ja sicher, es gibt das Mobiltelefon als Endgerät. Doch ändert ein Mobiltelefon das Leben, wenn man jenseits der 40 ist? Wohl kaum. Also war da ein November, überwiegend diesig, kalt und ohne spektakuläre Aussichten auf „schicke“ Beziehungen.
Statt dessen die „alte Leier“, die auszugsweise so klingt: Frauen leben lieber allein, die Ehe stirbt als Beziehungsform, Männer wollen immer nur vögeln, und beim Online-Dating lernt man entweder sowieso niemanden kennen oder man hat ganz viel Chancen – je nach Autor(in) und Lesart. Glauben Sie, das ist für irgendjemanden hilfreich? Doch dann ist da wieder die andere Seite: Kaum jemand nimmt Rat an, wenn er ehrlich und aus vollem Herzen gegeben wird. Illusionen sind allemal schicker als die schnöde Realität.
Der neue Bürgermief: Kein schwules Weihnachten und seriöses Dating
Neuerdings kommt auch wieder der Bürgermief aus allen Ritzen. Weihnachten passt nicht zu „schwul sein“, hörte ich im Fernsehen, und anderwärts las ich, Sex passe nicht zu seriösem Online-Dating. Mal herhören, Damen und Herren der „bessere Stände“: Wir schreiben 2012, und ihr könnt euch eure verdammte und überaus verlogene „bürgerliche Wohlanständigkeit“ in die gepflegten Haare schmieren. Keine Angst, ich schlage auch wieder moderatere Töne an.
Schnörkellose Wahrheit: Männer wollen Frauen, Frauen wollen Männer
Die Wahrheit ist einfach, schnörkellos und über alle Maßen natürlich – Frauen wollen Männer, und Männer wollen Frauen. Das ist die Grundlage, der Rest besteht darin, sich ein wenig an die Gegebenheiten zu orientieren sich möglichst keine Fehlgriffe zu leisten.
Online-Dating mit Hypotheken?
Online-Dating für Personen über 50? Ja, selbstverständlich, wenn man sich dabei daran orientiert, was machbar ist und sich den Menschen zuwendet, die verfügbar sind. Wer da lecker ist und wohlhabende Männer ohne „Hypotheken“ (geldliche und andere) sucht, der darf das gerne tun – und versagen. Denn wer mit über 50 „wieder frei“ wird, noch eigene Haare und Zähne hat und so gut wie schuldenfrei ist, der braucht sich nicht anzubieten – er geht weg wie die buchstäbliche „warme Semmel“. Die meisten dieser Klassemänner werden „unter der Hand verscheuert“, sie landen also gar nicht erst beim Online-Dating – und sollte man wirklich Online-Dating benötigen, was vorkommt, so sind diese Männer in wenigen Wochen nicht mehr im Angebot. Da ist ein Verhalten wie „ach, ich erwarte aber doch, dass er mir den Hof macht“ nicht gerade produktiv.
Presserauschen und Blubbern über Dating
Bleibt das eitle Rauschen. Erwarten Frauen Sex nach dem ersten Date? Ja, nein, ja, nein. Jedenfalls erwarten sie nicht, dass man ihre erotische Ausstrahlung ignoriert. Bliebe da noch, dass Parteipolitik wichtig für Paare sein soll – kommt aus den USA, hätten wir uns ja denken können. Auch die Geschichte, dass man Paare durch „intelligente“ Internet-Recherchen zusammenbringen könnte, ist mehr als dumm und wirkt außerdem reichlich abgekupfert. Bliebe da noch die Behauptung, Männer würden Frauen bevorzugen, die wie ihre Mütter sind und nicht zuletzt ein Beitrag über „Christliche Dating Seiten“, den ich aus den USA bekam – offenbar von einem der üblichen „Nebelkerzenwerfer“ im Online-Dating. Natürlich kann man auch aus „Bauer sucht Frau“ noch etwas Positives ziehen – es ist nur von der Fantasie des Autors abhängig.
Oh – es ist Weihnachten
Es ist – ohne jeden Zweifel – bald Weihnachten. Ich hätte es beinahe verpennt, und habe Ihnen deswegen hier auch keine Nikolaus-Geschichte hinterlassen. Immerhin läuft der Endspurt auf Weihnachtsengel, rote Nasen, Rentiere, Brillanten und Dessous jetzt allenthalben. Ich jedenfalls bekam bereits eine Pressemitteilung, dass man Herren keine Socken und Damen keine Haushaltsgeräte schenken solle. Tipp von hier: Schenken Sie ihrem Lebensabschnittspartner auch kein Abonnement auf Kondome – das ist vermutlich eine ebenso intelligente Aussage.
Falls Sie Weihnachten allein sein sollten: Noch gibt es sehnsüchtige Frauen und Männer, die keine „Hotties“ und „tolle Kerle“ sind und dennoch gerne ein bisschen Glück und Liebe wünschen (es könnte auch in umgekehrte Reihenfolge ein Schuh daraus werden). Doch selbst, wenn Sie es nicht bis Weihnachten schaffen sollten: Vielleicht hilft Ihnen die „Zeit zwischen den Jahren“ oder gar eine Silvesterparty. Warum eigentlich nicht?
Neuerdings wünscht man mir hier einen schönen ersten Advent, dann einen schönen zweiten Advent … wie auch immer: einen schönen Sonntag wünsche ich Ihnen.