Weihnachten für Singles, denen nicht weihnachtlich ist
Irgendwie findet Weihnachten bei mir noch nicht statt. Geistig bin ich noch im August, dem Monat, in dem ich wusste, dass ich mich eine Weile nachdenkend oder gar nicht denkend aus dem Geschäft zurückgezogen hatte. Doch nun wurde plötzlich auf dem Marktlatz in der Provinz, in der ich mich befinde, ein Tannenbaum aufgestellt, den man anderwärts wohl als „Christbaum“ bezeichnet, und etliche Buden wurden dazugestellt, zwecks Alkoholisierung und Fütterung der hiesigen Eigeborenen.
Nun hilft aber alles nichts -. irgendwie muss ich mich herantasten an Weihnachten, die „Stille Heilige Nacht“, die entsprungenen Rosse, Rösser oder Rosen, und was sonst noch zu diesem merkwürdigen Fest gehört. Wobei eines natürlich wunderbar ist: Es gibt Lebkuchen.
Ersthaft suchende Singles haben vor Weihnachten schlechte Karten
Den Partnersuchenden, vor allem den „ernsthaft Suchenden“ muss ich leider eine schlechte Nachricht übermitteln: Jetzt machen Singles aller Altersgruppen plötzlich in Familie, auch, wenn sie sich sonst den Teufel um ihre Anverwandten scheren. Die kläglichen Überreste, die uns noch verbleiben, haben Ränder unter den Augen und Triefnasen: Zu lange allein, spielen sie zu Weihnachten das Elefantenspiel: Rüssel hängen lassen. Ob das produktiv für die Partnersuche ist, muss ernstlich bezweifelt werden, und für die psychische Gesundheit dieser Leute bin ich nicht zuständig.
Trost für Singles: sich regen bringt Segen
Bleibt die gute Nachricht: Während die meisten Menschen unter der Weihnachtsdroge „Kinderzeiterinnerungen“ stehen, gibt es einige wenige, die „clean“ bleiben und das Weihnachtsgewusel zum Flirten nutzen. Ungezielt kommt es am besten: ein nettes Wort zur gestressten, aber offenherzigen Verkäuferin im Warenhaus, en sinnlicher Blick zur liebebedürftigen, einsamen Mittvierzigerin am Glühweinstand: Veil nützt derzeit viel. Weil mancher entdeckt, dass all dies Familiengedöns ihn auch nicht weiterbringt, ist die Bereitschaft, jetzt wenigstens nichts anbrennen zu lassen, größer als sonst.
König Alkohol öffnet die Blusen – aber nicht die Herzen
Unzweifelhaft trägt auch König Alkohol dazu bei, Blusen zu öffnen und Höschen rutschen zu lassen. Indessen ist die Kombination von erheblichen Mengen Alkohol und sexueller Beglückung selten wirklich lustvoll. Wer am nächsten Morgen nicht mehr weiß, ob er (oder sie) nun überhaupt einen vorweihnachtlichen Einflug hatte, und ob dabei der Sicherheitsgurt angelegt wurde oder nicht, hat schlechte Karten. Doch was nützen alle Warnungen? Glauben die Menschen wirklich, auf sogenannten Weihnachtsfeiern würde nur geküsst, und dies auch nur zu sieben Prozent? Ach Leute, tut doch nicht so scheinheilig. Was „während der Weihnachtsfeier“ noch nicht geht, kann ja auch noch hernach vollzogen werden, und es besteht meinerseits gewisse Zweifel, dass es nur beim Austausch von Speichelresten (aka Küssen) bleibt.
Wie war das nun mit den Chancen für Beziehungen, Affären oder dem schnellen Austausch von körperlichen Lüsten? Ich nennen Ihnen mal drei Punkte, die jetzt beachtet werden sollten:
1. Beziehungen – Beharrlichkeit zahlt sich aus. Sprechen Sie Menschen an, die Ihnen jetzt zufällig begegnen, verabreden Sie sich kurzfristig noch vor den Feiertagen. Manche Singles verbringen dann die Zeit bis zum Dreikönigstag mit Ihnen, weil sie nichts Besseres vorhaben, andere verlieben sich und finden Sie auch im Februar noch anziehend. Tipp: Wer die Silvesternacht miteinander übersteht und ins neue Jahr hineinfeiert, hat auch Chancen, im nächsten Herbst zu heiraten.
2. Affären – sind zu Weihnachten schwer durchzuhalten, weil die Familie ruft. Tipp: beenden sie ihre Affären vor Weihnachten, und lassen Sie die Finger von verheirateten Frauen und Männern, solange die Festtage andauern.
3. Kurzfristiger Lustgewinn – mit geringen Mengen Alkohol durchaus empfehlenswert. Wer etwas „lecker“ ist und nicht jeden Apfel anbeißt, kann jetzt sogar ein paar romantische Tage mit der Gelegenheitsgeliebten verbringen, bevor diese zum Familienbesuch abschwirrt. Dann kann sie Mutti wenigstens erzählen, sie hätte jemanden kennengelernt.
Individualisten vor Weihnachten einsacken – Familienmenschen erst ab Januar
Was ist nun eigentlich mit dem Online-Dating los, so kurz vor Weihnachten? Wer den „Mut zur Lücke“ findet, hat gute Chancen, Individualistinnen und Individualisten zu treffen, denen Weihnachten an den Gesäßbacken vorbeigeht. Wer freilich einen Familienmenschen zwecks Heirat und baldiger Zeugung gemeinsamer Kinder sucht, der muss warten, bis die Damen und Herren von Mami und Papi wieder freigegeben werden. Zumeist werden sie „zu Hause“ ja nicht nur mit Weihnachtsgans und Stollen abgefüttert. Vielmehr werden sie auch noch mit dem Ratschlag vollgestopft, doch alsbald auf Partnersuche zu gehen, damit es Enkel gibt. Keine Angst – sie kommen im Januar zurück, und vielleicht beherzigen sie dann ja Muttis Rat.