Früher: Männer wollen nur das Eine
Früher sagte die Großmama der heranwachsenden Tochter noch, sich besser vor dem wilden Tier „Mann“ in acht zu nehmen – denn den Männern ginge es immer nur um „das Eine“.
Charles Perrault warnte denn auch in der französischen Version des „Rotkäppchens“: I
„Ich sag ein Wolf, denn alle Wölfe haben beileibe nicht die gleiche Art: Da gibt es welche, die ganz zart, ganz freundlich leise, ohne Böses je zu sagen, gefällig, mild, mit artigem Betragen die jungen Damen scharf ins Auge fassen und ihnen folgen in die Häuser, durch die Gassen. Doch ach, ein jeder weiß, gerade sie, die zärtlich werben, gerade diese Wölfe locken ins Verderben.“
Erinnern wir uns die Worte der Puffmutter, die auf den Einwurf der jungen Hure „die Männer wollen immer nur das Eine“, stöhnend aufseufzte: „Ach, mein Kind, wenn Sie doch immer nur das Eine wollten“.
Freilich, freilich: In der bürgerlichen Gesellschaft hätte dieser Satz Empörung ausgelöst – so wahr er auch sein mochte. Heute wird die Sache noch etwas komplizierter: Denn die Männer wollen von ihren Geliebten allerlei – und eben nicht nur das Eine – was noch zu bewältigen wäre, wie ich meine. Doch sie sehen sich immer mehr mit einer Realität konfrontiert, in der auch die Damen erstens das Eine, zweitens ausgesprochen viel davon und schließlich eben auch viel mehr als nur das Eine wollen – arme, arme Männer.
Selim Selefant schreibt Satiren für Liebepur