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Mobil, sozial und völlig transparent: Partnerwahl per Computer?


Angeblich kann man aus Textinhalten, die von Individuen über das Internet verbreitet werden, Rückschlüsse auf die Person ziehen. Nun könnte man Journalisten und Schriftsteller vielleicht davon ausnehmen, aber was ist mit jenen einfältigen Gestalten, die in BLOGS, Foren, Twitter und FACEBOOK ihre Gedanken offenlegen? Ich zitiere (Zitat konnte aufgrund von Redundanzen nicht wörtlich übersetzt werden):

Über längere Zeit wird auf diese Weise eine genaue Beschreibung des Verhaltens gewonnen, das auf der Sprache basiert, die die Menschen im Internet nutzen. Aufgrund der Textauswertungen und der dabei benutzten Algorithmen kann von jedem Menschen über 20 das ganze Leben wie eine gigantische Papyrusrolle ausgelesen werden.

Na schön – und mit dem Mobiltelefon lässt sich zusätzlich noch auswerten, welche Spiele man spielt, welche „Apps“ man benutzt und selbstverständlich, wann und wie man sich wo anmeldet – nicht zu vergessen, wo man sich gerade befindet.

Der gläserne Mensch – und wie man ihn verhindert

Diese „Pentabyte-Informationen“, wie sich ein Autor ausdrückt, könnten dann mit Systemen, die auf „künstlicher Intelligenz“ beruhten (KI) zu neuen und fantastischen Dating-Algorithmen ausgebaut werden. Dies sei ein „evolutionärer“ Meilenstein, meint dieser Autor.

Abgesehen von dem Schrecken, den diese „Big-Brother“-Meldung bei Datenschützern und Persönlichkeitsschützern auslösen dürfte – sie ist völlig übertrieben. Denn das „Data Mining“ persönlicher Daten ist nur dann möglich, wenn man möglichst viele persönliche, eindeutige Daten unter einer ganz bestimmten Identifikation ins Netz stellt – und das machen fast nur Dummbacken.

Künstliche „Intelligenz“ kann leicht verwirrt werden

Übrigens ist es ganz einfach, diese Systeme zu stören und zu verwirren: Sagen sie einfach einem System, Sie liebten Mozart und dem anderen, sie lieben Udo Jürgens, und dem dritten, Charly Parker sei ihr musikalischer Favorit. Auch interessant ist, sich ständig unter neuen Namen in Foren zu äußern, oder sich Nicks zuzulegen, die bereits in ähnlicher Form vorhanden sind. Damit verwirren Sie unter Garantie die sogenannte „künstliche Intelligenz“, die in Wahrheit nicht einmal im Ansatz intelligent ist. Sie ist der alleinige Kern von „Data Mining“. Übrigens können Sie auch davon absehen, sich jemals in Foren, Netzwerken oder anderen kommerziellen Einrichtungen einzunisten – es schadet Ihnen auf keinen Fall.

Partnersuche, Partnerwahl und Matching – eine Illusion

Auf die Partnersuche wird all dies voraussichtlich niemals einen Einfluss haben. Elektronisch ermittelte Kriterien für einen „passenden Partner“ sind – trotz aller Behauptungen aus den Kreisen der Dating-Branche – bislang niemals auch nur im Ansatz bewiesen worden. Der Grund dafür liegt dabei nicht überwiegend nicht bei den Systementwicklern und Programmierern, sondern in feilenden wissenschaftlichen Voraussetzungen. Im Gegenteil – hier bewahrheiten sich zwei Weisheiten der Datenverarbeitung:

1. Das System „Shit in – Shit out“ wirkt auch bei den sogenannten „Matching Algorithmen“. Das heißt, wenn die Grundlagen nichts taugen, taugt auch das Ergebnis nichts.
2. Darüber hinaus wirken Computerprogramme wie „Vergrößerungsgläser“. Sie schreiben die Grundlagenfehler nicht nur fort, sondern verstärken die problematischen Inhalte.

Warum das Matching im Musikgeschmack versagt

Um Ihnen nein sehr simples Beispiel zu geben, was KI-Programme können und was nicht: Mozart gehört zur E-Musik, Parker zur U-Musik – das wäre die Grundlagen-Denkweise. Ein Programmierer wird also zunächst zwei Kategorien bilden. In die eine würden Mozart, Bach und Beethoven fallen, in die andere Parker, Presley und Madonna. Nehmen wir an, das Programm wäre das, was man großartig als „lernfähig“ bezeichnet, dann müsste dies zutreffen:

Erst, wenn auffällig viele Menschen sowohl „Mozart“ als auch „Parker“ gleichzeitig als Favoriten wählen würden, würde das „lernende“ Programm einen neuen Sinnzusammenhang bilden können. Das Programm bliebe aber so blöd, nicht zu wissen, warum im Moment gerade so viele Menschen „Parker“ und „Mozart“ lieben würden. Hinzu kommt natürlich: Über den Musikgeschmack lassen sich Partnerschaften nicht langfristig sichern.

Programme zum psychologischen „Matching“ sind nicht einmal lernfähig

Sehen wir uns nun Programme zur Partnerübereinstimmung an, so stellen wir fest: Sie sind nicht einmal lernfähig, weil sie keine Rückkoppelung zum Erfolg bilden können. Auch dazu ein Beispiel:

Nehmen wir an, das Programm sei so aufgebaut, dass Extraversion und Introversion Hauptkriterien sind – es führt also keine extravertierten und introvertierten Partner zusammen. Da sie einander nie kennenlernen, ist es niemals möglich, das Programm durch irgendwelche Maßnahmen zu modifizieren – selbst dann nicht, wenn man händisch analytisch eingreifen würde. Das leuchtet ein, nicht wahr? Bedauerlicherweise ist es aber auch nicht möglich, dass solche Programme am positiv-richtigen Verhalten lernen. Sie können nämlich nicht lernen, ob die als „positiv“ betrachteten Paarungen tatsächlich zusammenkommen. Insofern sind solche Programme „strohdumm“: Die Fähigkeit, anhand von Fehlentscheidungen zu lernen, ist ihnen nicht mitgegeben worden.

Tipp: Nicht verunsichern lassen – selbst entscheiden

Also: Lassen sie sich nicht verunsichern – suchen Sie Ihre Partner mit oder ohne Partnervorschläge und vertrauen sie darauf, was sie sehen, fühlen und erleben können. Wolfgang Mozart oder Charly Parker allein sind ebenso unwichtig wie introvertiertes oder extravertiertes Verhalten – es kommt immer nur drauf an, wann, wo und wie Ihre Vorlieben und Eigenschaften zum Ausdruck gebracht werden.

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   (10. September 2012)