Wozu gibt es Liebe? Aufgüsse statt Aufschlüsse
Wozu gibt es Liebe? Diese Frage stellt sich diese Woche eine Beilage zur FAZ. Wer Aufschlüsse erwartet, wird enttäuscht werden: In der Online-Augabe befinden sich drei müde Aufgüsse. Im Text der Macher: Drei exemplarische Antworten seien abgedruckt, den Rest erwartet man von der Leserschaft. Ob die Meinungen „exemplarisch“ (1) sind, darf gerne bezweifelt werden, wie denn überhaupt ein solches Thema im Grunde nur die Schwätzer anlocken dürfte.
Dem Neurologen Andreas Bartels kann man wenigstens noch glauben, aber kaum noch folgen. Immerhin beantwortet er die Frage: Um Nachkommen zu zeugen.
Die Philosophin Adriane von Schirach meint, die Liebe würde uns an unsere Unvollkommenheit erinnern, aber uns auch aus ihr erheben. Na schön, das ist bisweilen ein Teilaspekt – aber schwülstig klingt es dennoch.
Schließlich müssen wir noch ein Statement von Rolf Eden ertragen. „Wen man liebt, will man immer in seiner Nähe haben“ – na, das hätte uns Lieschen Müller auch sagen können.
Das Problem bei dem monströsen Thema „wozu gibt es Liebe?“ besteht darin, dass man es nicht in ein paar dahingefetzten Sätzen behandeln kann – nicht mal in einem Blog.
Der größte Scherzartikel auf der Seite: Meinungsforscher hätten die Liebe ergründet, und sie würden raten „ab in den Flieger“ – dafür, so wurde erst kürzlich ermittelt, gibt es keine Grundlage. Nun, und dass „60 Prozent der verheiraten Paare“ am Arbeitsplatz kennenlernen, halten wir sachlich ebenfalls für ein Gerücht – zudem sich dort keine „verheirateten Paare“ kennenlernen, sondern Personen, die später einmal ein Paar werden. Das hätte dem Redakteur eigentlich auffallen müssen.
(1) Exemplarisch – beispielhaft