Humor ist, wenn man über Humorforscher noch lachen kann
Männer sind anders, Frauen auch. Das ist gegenwärtig allüberall Thema, und verdeckt wird es unter pseudo-akademischen Diskussionen. Nun hat man den Humor als Untersuchungsgegenstand entdeckt, und dabei sehr viel herausgefunden: Frauen lachen anders, Männer auch. Das mündet dann in diese tolle Erkenntnis:
Was beim Lachen … gegeben sein muss, ist eine gesellschaftliche Situation.
Ich vernehme es (wie immer) mit ganz vorzüglicher Hochachtung, und ich habe auch dies sorgfältig gelesen:
Auch Kontaktanzeigen belegen den hohen Stellenwert von Humor und Lachen auf dem Markt des erotischen Kapitals: Frauen interessieren sich nicht dafür, ob Männer lachen, sondern dafür, dass Männer sie zum Lachen bringen. Und Frauen suchen in Anzeigen öfter Humor, als dass sie Humor anbieten.
Na schön, also sind Lachen und Humor „erotisches“ und kein „soziales“ Kapital, doch wie ist es eigentlich mit der „Verteilung“ – und was bedeutet dies für das Online-Dating?
Humor – Angebot und Nachfrage
Nach einer älteren Erhebung, bei der man allerdings genau zählte, stand der Humor in der Selbstdarstellung der Frauen auf Platz neun, bei den Wünschen an die Männer kam er aber auf Platz zwei, gleich nach „geistreich“.
Umgekehrt gewichtet stellten sich Männer gerne als humorvoll dar und kamen damit auf Platz vier in der Hitliste eigener Eigenschaften.
Humorvolle Frauen wünschten sich demnach weniger Männer: Hier kam der Humor nur auf Platz acht.
Zweifel am Verhältnis des Humors
Nach einer neueren, aber ebenfalls schon etwa angejahrten Erhebung (1996) fragten etwa doppelt so viel Frauen Humor an, als sie ihn als Eigenschaft anboten. Dies deutet allerdings auf einen Wandel hin, denn 1981 waren es 40 Angebote zu 148 Anfragen – was grob gerechnet einem Verhältnis von 1: 3,5 entspräche. Wären beide Datenquellen vergleichbar, und hätte man neuere Daten, so würde sich mit Sicherheit feststellen lassen, dass dies Missverhältnis weiter abgenommen hat. Dem Autor dieser Zeilen liegen Ergebungen aus dem Vereinigten Königreich vor, nachdem sich das Verhältnis 2010 so gut wie nivelliert hatte: Frauen suchten nun nur noch geringfügig (86:80 Prozent) mehr humorvolle Männer als Männer humorvolle Frauen suchten.
Echter Humor zeigt sich erst beim Zusammentreffen
Unabhängig davon, wie sich Frauen und Männer darstellten, wird der Humor aber als wichtiges Mittel zur Bewältigung alltäglicher Probleme gesehen. Man kann deshalb mit Fug und Recht behaupten, dass nicht die Anzeigenwünsche, sondern die tatsächlichen Eigenschaften zählen. Mit anderen Worten: Was in Anzeigen oder Online-Profilen gewünscht wird, ist verhältnismäßig belanglos – das Verhalten beim Date ist wesentlich wichtiger.
Sie sehen – es ist nicht alles Gold, was geschrieben wird. Allerdings sollten Männer durchaus auch online ihren Humor stärker betonen – das könnte möglicherweise dabei helfen, ein paar Plätze nach vorne zu rücken.
Zitate, wie hier wiedergegeben, aus CLACK.
Ich empfehle aber, den Originalartikel im Guardian zu lesen.
Weitere Quellen: LoveGeist Report, 2010, Flesch, „Nur ernstgemeinte Zuschriften erbeten“, Düsseldorf 1982