Dating-Forscher mit „Common Sense“ – jetzt stimmt die Richtung
Die Studien der Universität Bamberg waren der Liebepur und allen anderen Medien, die kritisch mit „der“ Wissenschaft umgehen, stets ein Dorn im Auge. Nach Meinung der meisten Branchenbeobachter lag dies am Erfolgszwang der Forscher, die zum damaligen Zeitpunkt über ein sehr schlechtes Basismaterial verfügt haben sollen. Dennoch wanderten weitgehend ungesicherte Erkenntnisse sehr schnell an die Öffentlichkeit, und sie fanden sogar sehr vorschnell und (nach meiner Auffassung) unqualifiziert Eingang in das Online-Lexikon „Wikipedia“.
Woran es sonst noch liegen mag, ist ungewiss – aber nun hat sich ein Wandel ergeben: In letzter Zeit meldet sich häufiger Hans-Peter Blossfeld, seines Zeichens Professor für Soziologie an der Universität Bamberg. Der Professor verbindet in erfrischender Weise Forschungsergebnisse mit „Common Sense“ und weiß beispielsweise (Zitat):
In Wirklichkeit verläuft das Flirten online, genauso wie auch im Alltag. Im Internet passiert es nur bewusster.
Auch auf den von vielen Medien verbreiteten Blödsinn (aus fragwürdigsten Quellen), dass im Internet „gelogen wird, das sich die Balken biegen“ mag der Professor nicht zustimmen, und relativiert:
Im Internet würde nur manchmal geschummelt … (aber das geschehe auch in der Realität, zum Beispiel) … immer dann, wenn Frauen sich schminken oder hohe Schuhe anziehen würden.
Hans-Peter Blossfeld spricht auch über die Studien und bestätigt, was die Liebepur mittlerweile seit einem halben Jahrzehnt behauptet: Soziale Gemeinsamkeiten schlagen sämtliche von Psychologen hoch bewertete sogenannte „Persönlichkeitsmerkmale“ . Wie die „Augsburger Allgemeine“ berichtete, ergaben die Forschungen dies:
In seiner Studie hat er (Blossfeld) auch herausgefunden, dass sozialkulturelle Ähnlichkeiten eine Rolle spielen. Der Beruf, die soziale Herkunft und die Bildung seien ausschlaggebend dafür, dass ein Profil angeklickt werde.
Damit bestätigt der Professor weitgehend, was Experten aus dem Umfeld des Online-Datings und andere kritische Beobachter der Paarbildung schon lange wissen: Man versucht sich dort einzubinden, wo man sich am besten auskennt oder wohin man sich während seines Lebens „vorgerobbt“ hat. Unterschiedliche soziale Hintergründe haben nämlich einen ähnlichen Effekt wie unterschiedliche Ethnien: Man benötigt wesentlich mehr Aufwand, um sich im Umfeld des Anderen auszukennen – und die emotionale Kraft, dies Tag für Tag neu zu entdecken und zu akzeptieren.
Alle Zitate aus: Augsburger Allgemeine
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