Alleinerziehende: angeblich hohe Ansprüche und geringe Chancen
Wer hohe Ansprüche an seinen zukünftigen Partner stellt, hat es ohnehin schwer bei der Partnersuche – es ist anhand von Wahrscheinlichkeiten beweisbar, dass sogenannte „anspruchsvolle“ Menschen weniger passende Partner kennenlernen als Personen, die einen erweiterten Fokus haben. Das liegt daran, dass jeder Mensch mit „Anspruchshaltung“ seine Grenzen zu scharf zieht und deshalb nicht in den Genuss von Partnern kommt, die eventuell auch zu ihm passen könnten.
Mich verwundert eine Meldung, nach der Alleinerziehende (überwiegend Frauen, wenige Männer) in einer nicht näher spezifizierten Studie von eDarling „wesentlich höherer Ansprüche“ an ihre Partner hätten als vergleichbare kinderlose Singles.
Die Bedeutung für Alleinerziehende, insbesondere für Frauen: Die an sich schon relativ chancenlose Singles mit Kindern vergeben die vorhandenen Chancen auch noch durch übertriebene „Ansprüche.“
Kann es daran liegen, dass Alleinerziehende ein größeres Risiko bei der Partnerwahl eingehen, wie die Hauspsychologin von eDarling annimmt?
Wir bezweifeln nicht, dass eine neue Partnerschaft angesichts der Kinder wohl beachtet sein will, aber „Ansprüche“ und „vernünftige Partnerwahl“ sind nicht deckungsgleich. Wer „Ansprüche anmeldet“, manifestiert seine Wünsche in Forderungen an den zukünftigen Partner, wer eine vernünftige Partnerwahl betreibt, sucht nach Möglichkeiten eines erfüllten Zusammenlebens.
Es ist also etwas faul an der Betrachtungsweise. Der erste Grund ist leicht zu verstehen: Ein „passender“ Partner ist gewöhnlich jemand, der sich ernsthaft und flexibel an die Lebenssituation des Partners anpasst und sie mit ihm fortentwickelt. Dazu passen „Ansprüche“ leider überhaupt nicht. Der zweite Grund liegt darin, dass alleinerziehende Mütter ja nicht „uneingeschränkt frei aus dem Männerpotenzial“ wählen und sich die Rosinen aus dem Kuchen picken können. Sie müssen vielmehr damit abfinden, dass auch Männer die Wahl haben – und sie nur dann wählen, wenn sie für die Beziehung auch „etwas zu bieten“ haben.
Abgesehen davon (und durchaus im Einklang mit der Studie von eDarling) ist gar nicht sicher, dass es immer die „edlen sozialen Motive“ sind, die Single-Moms als „Ansprüche“ formulieren. In der Studie heißt es beispielsweise
Insgesamt wurden neun Persönlichkeitseigenschaften in den Vergleich eingeschlossen, die sich keineswegs nur als “gute Elternmerkmale“ bezeichnen lassen. Im Gegenteil: Alleinerziehenden war beispielsweise die sexuelle Kompatibilität mit dem neuen Partner wichtiger als den kinderlosen Singles.
Was soll das Ganze also? Den Single-Müttern schaden die übertriebenen Ansprüche, die Erklärungen der Psychologie erhellen den Horizont keinesfalls, und am Ende fehlt der entscheidende Hinweis: Nur, wer seien Ansprüche erheblich absenkt und dafür ein Szenario vernünftiger Zukunftserwartungen aufzeichnet, hat eine Chance.
Die Zitate entnahmen wir aus CityNews, Köln.