Dürfen Frauen telefonieren?
Dürfen Frauen eigentlich Männer ansprechen, sie bei Gefallen anrufen oder mit nach Hause nehmen? Eigentlich sollte die Frage abgehakt sein, doch Brigitte holt die US-amerikanische Autorin Sherrie Schneider wieder aus der Versenkung. Der Schinken, den sie über das Kennenlernen von Männern geschrieben hat („The Rules“), ist für heutige Verhältnisse uralt und durch und durch mit schrecklichen Amerikanismen durchsetzt, die auch in den USA bestenfalls noch für Mainstream-Frauen in Kleinstädten gelten. Das Buch fördert ein Frauenbild, das so antiquiert ist, dass die verfemte „Anastasia“ in „Shades of Grey“ als ausgesprochen emanzipiert erscheint. Dabei entwirft Sherrie Schneider eine Art spielerisch veranlagtes Weibchen, das größtenteils darauf beruht, eine unnahbare Frau zu spielen und nicht eine selbstbewusste Frau zu sein. Es zeigt auf, wie man sich selbst zum Püppchen und den Mann zum Hampelmann macht.
Ob Frauen nun telefonieren dürfen oder wann sie mit Männern schlafen dürfen – verdammt, das sollten sie mittlerweile selber wissen. Übrigens gäbe es noch eine interessante Facette: Im Hintergrund wird die Frage gestellt, ob Frauen den „ersten Schritt“ machen dürfen. Das ist insofern Unsinn, da Frauen in der Regel durch Flirtsignale die ersten Zeichen der Bereitschaft senden – sie machen also normalerweise ohnehin den ersten Schritt.
Egal wie – die deutsche Frauenzeitschrift Brigitte will wissen, wie Frauen hierzulande darüber denken. Man konnte natürlich auch sagen: Hier wird Populistisches mit Populistischem bekämpft – und niemand zieht einen wirklichen Gewinn daraus. Jedenfalls keine partnersuchende Frau.