Die Woche in Dating: Seriöses Dating, Online-Bordelle und Zukunft
Was tut man nicht alles, um populär zu werden? Zum Beispiel die „Todsünden des Datings“ zu veröffentlichen? Klipp und klar: kein Mensch, der etwas Charme, Humor und ein ungestörtes Verhältnis zu emotionalem Gewinn und Verlust hat, braucht solche Ratschläge. Mal hat man Erfolg, mal nicht. Wer nach drei Dates noch keinen Erfolg hatte, ist absolut normal – wer nach drei Dutzend Dates immer noch alleine ist, muss in die Mauser, aber er braucht keine „Tipps“ – schon gar keine, die mit „Todsünden“ boulevardgerecht aufgepeppt wurden.
Online-Paare wissen, was sie wollen
Online Paare gehen zielsicherer in den Hafen der Ehe oder sonst wo hin, wo´s dauerhaft kuschelig ist. Das hat allerdings mit Online-Dating relativ wenig zu tun, sondern mit dem vorausgegangenen Entschluss, auf einem bestimmten Weg mit einem ebenso definierten Ziel eine Partnerschaft einzugehen. Wie denn überhaupt Partneragenturen sehr wichtig für die heutige Partnersuche sind – aber darauf komme ich noch.
Die Welt der Anastasia Steel und des Christian Grey
Diese Woche in Dating – ja, was hat denn „Shades of Grey – geheimes Verlangen“ mit Dating zu tun? Nun, die Folgen werden erst in einigen Monaten deutlich werden – dann nämlich, wenn die Klugen das Buch zur Seite gelegt und abgelacht haben (vermutlich zu zwei Dritteln ungelesen), und die Dummen glauben, das könnten sie auch mal so aus dem Hut zaubern, was da die Anastasia Steel da so mit dem Christian Grey erlebt. Ich habe schon darüber geschrieben: Dating wie Anastasie Steel verlangt sehr viel Rückgrat und ist keinesfalls etwas für oberschlaue Mäuschen, die mit der Idee spielen, den Käse aus der Falle zu holen, ohne gefangen zu werden.
Einem Münchner Buchhändler war die Sache mit den „Shades of Grey“ übrigens nicht ganz geheuer, und er sinnierte, dass die dort beschriebene „Unterwerfung der Frau“ dem Welt- und Menschenbild widersprechen würde (und nun wörtlich der monströse Schluss: „Von dem wir uns als Buchhändler leiten lassen.“ Ach, wie schön, wenn man sich noch von etwas „leiten lässt“ als Buchhändler, nicht wahr? Übrigens sind die Aussagen, die dort stehen, an den Haaren herbeigezogene Negativmeinungen, die sich an einer bestimmten Richtung des Feminismus festmachen. Das Buch ist einfach ein aufgesexter Groschenroman, weiter nichts.
Die Zukunft der seriösen und versexten Partnersuche
In meiner Serie zur Zukunft der Partnersuche sind diese Woche die letzten Teile erschienen. Bei den Singlebörsen ist der Niedergang schon eingeleitet – aber dennoch brauchen wir sie. Übrigens schwört die ältere Land- und Kleinstadtbevölkerung nach wie vor auf Zeitungsannoncen.
Die Online-Partnervermittler sind und bleiben die preiswertesten, transparentesten und vielfältigsten „Kuppler“ aller Zeiten. Trotz aller Bedenken gegen die Verfahren, Vorgehensweisen und Abo-Probleme. Der Sprung vom Online-Partnervermittler zum zur persönlichen Partnervermittlung erhöht die Kosten um das 10- bis 30-fache – bei meist dürftiger Transparenz. Dennoch wird es immer Menschen geben, die sich weder mit dem einen noch mit dem anderen anfreunden können – Künstlerpech.
Durchgängig von der Singlebörse ins Bordell?
Die lustvollen Schwestern der heutigen Dating-Agenturen heißen „Casual Dating Agenturen“ und bieten das, was man früher vornehm „Kurzzeitbeziehungen“ nannte. Doch die Verfahrensweisen dort sind nicht nur umstritten, sondern vor allem aufwendig, was wieder eine neue Branche auf den Plan gerufen hat, die vorgibt, Sofortsex zu ermöglichen. Die reinen Sex-Anbieter, die am äußersten Rand des Erträglichen werben, arbeiten teils mit der vollmundigen Ankündigung, dass man schon am Tag der Anmeldung Körpersäfte austauschen kann. Die Liebepur hat für Sie hinter die Kulissen geblickt, darf aber in diesem Fall nicht einmal andeuten, um wen es sich handelt und fragt: Sind wir auf dem Weg zum Online-Bordell? Sie werden sich wundern: Die durchgängige Kette von Singlebörsen bis zum Puff wird schon geknüpft – und daraus wird nicht einmal mehr ein Geheimnis gemacht.
Marginalien, Dummheit und Humor
So ziemlich das Dümmste, was ich diese Woche las, war ein Artikel in einer New Yorker Zeitung, dass Zwangsehen aka „arrangierte Ehen“ gar nicht so übel wären, was mancher für eine konfessionelle Angelegenheit halte mag. Ist es aber nicht – es ist eine Frage, ob Menschenrechte vor Religionsprivilegien gehen.
Auch in der „Wissenschaft“ geht kein Aberglaube verloren: Animus und Anima sind – wie die gesamten Theorien des Dr. Jung – psychologisch Schnee von gestern. Das angebliche „System“ wurde längst als reine Weltanschauung entlarvt und in den Bereich des Aberglaubens verwiesen. Selbst Wikipedia wusste dies schon.
Ja … und übrigens: Bringen sie Ihre Partnerin beim Date zum Lachen … dann „bewegt sie ihren Beckenboden“ – und dann? Dann wird „ihre Vagina feucht“. Nein, ist nicht von mir. Ist ein „seriöser“ Dating-Rat von einer Expertin.
Übrigens: Wien bleibt Wien. Dort muss man beispielsweise sexuelle Träume unbedingt rasch klären. Warum, wissen wir nicht so genau.
Ich mache einige Wochen „sanfte Sommerpause“, schreibe Ihnen also hin und wieder etwas … möglicherweise sogar noch eine weitere „Woche in Dating“ und bereite mal die Sache mit den „Mäuschen“ vor. Denn so wenig Sie Rat für ganz gewöhnliche Dates benötigen – so sehr müssen Sie wissen, was Ihnen bei Dates nach dem Muster der „Anastasia Steel“ blühen könnte.