Zukunft der Partnervermittler – im Leben und im Internet
Im Kapitel über die Zukunft der Singlebörsen hatte ich Ihnen prognostiziert, dass diese in eine Art „Teenagerdating für (meist jüngere) Erwachsene“ münden würden. Ich hatte versprochen, Ihnen noch etwas über Online-Partnervermittler und andere Partnervermittlungen zu schreiben. Ich hatte schon gesagt, das Ziel sei nicht, sich dort möglichst lange aufzuhalten, sondern vielmehr, schnell einen Partner zu finden.
Die Geschichte der Partnervermittlung (zuerst durch Anzeigenbüros, später durch Ehemakler) beinhaltet von Anfang an eine Parallelgeschichte des Betrugs – das ist der Wermutstropfen im Wein, der bis heute nachwirkt. Das bedeutet:
1. Seriöse Partnervermittler können sich gegen unseriöse kaum wehren – und also kann der der Kunde kaum unterscheiden, auf welcher Seite eine Partnervermittlung steht.
2. Unseriöse Partnervermittlungen machen sich diese Tatsache zunutze, indem sie lauthals behaupten, sie seien „die Guten“ und die anderen die „Bösen“.
3. Nahezu jede Agentur benutzt den einen oder anderen Trick, um das Potenzial aufzublähen, und vorzugeben, gerade die besonders gesuchten Partner(innen) in den Karteien und Dateien zu haben.
Nutzen und Risiken – bei Online-Partnervermittlern sehr ausgewogen
Das gilt leider für den Bereich „händischer“ Partnervermittler stärker als für Online-Partnervermittler, aber beide geraten durch gewisse Aktionen, die auch heute noch verwendet werden, immer wieder an den Rand der Unglaubwürdigkeit. Bei den Online-Partnervermittlern fällt dabei besonders der manipulative Umgang mit Mitgliederzahlen auf. Dennoch hat man bei Online-Partnervermittlungen einen wesentliche bessern Überblick, zum Beispiel durch den bekannten „Singlebörsen-Vergleich„.
Trotz aller Mängel sind Online-Partneragenturen ein gigantischer Fortschritt gegenüber den Partnervermittlungen, die in Nachkriegszeiten in Deutschland aus dem Boden schossen. Lassen Sie mich die Vorteile einmal deutlich benennen:
1. Deutlich geringere Kosten im Vergleich zur traditionellen PV, daher auch weniger Frust beim Versagen der Vermittlung.
2. Nach Anmeldung eine enorme Transparenz des Angebots, das jede traditionelle PV übertrifft.
3. Weitgehend selbstbestimmte Kontaktaufnahme mit Prüfungsmöglichkeiten des „Angebots“.
Für die „händische“ Partnervermittlung gilt ein Kernsatz der Liebepur, den wir auf allen Angebote (also auch auf Online-Angebote) anwenden:
Geben Sie für die Partnersuche nie mehr Geld aus, als sie gegebenenfalls schmerzfrei entbehren können.
Online-Partnervermittler – warum stagniert das Geschäft?
Wenn die Vorteile in dieser Weise überwiegen, warum haben Online-Partneragenturen dann doch Schwierigkeiten, Mitglieder zu gewinnen? Warum stagnieren die nachweisbaren Mitgliederzahlen, der Umsatz und der Gewinn?
Sehen wir einmal von dem Verdrängungswettbewerb ab, der wirtschaftliche Ursachen hat, so bleibt ein gewisses Missbehagen gegenüber Online-Partneragenturen in der Bevölkerung, das niemals ganz ausgeräumt werden konnte. Die Behauptung, über wissenschaftliche Matchingmethoden zu verfügen, Mondzahlen über die Mitgliedschaft und die sogenannten Abo-Fallen, beschäftigen uns als Fachjournalisten mehr als die Kunden – jedenfalls solche Kunden, die ihre Partner über solche Agenturen gefunden haben und beim Abo rechtzeitig die Notbremse gezogen haben.
Knackpunkt Fragebogen – der Test im Spiegel des Kunden
Als wirklich lästig werden die Fragebogen als solche angesehen. Wer überhaupt solche Online-Befragungen ausfüllt, muss entweder mit dem „Augen-zu-und-durch“-Verhalten an die Sache herangehen oder zwanghaft daran glauben, dass sein Partnerglück an der Beantwortung dieser Fragen hängt. Beide Haltungen sind jedoch psychologische Grundhaltungen, die nicht unbedingt weit verbreitet sind und die auch nicht dazu beitragen, sinnreiche Partnerschaften zu stiften. „Ich lasse mich in meiner Intimität testen und lege mein Schicksal in die Hand eines psychologisch aufgemotzten Datenfressers“ ist sicherlich keine Idee, die tatsächlichen Eliten und wirklichen Intellektuellen gefallen dürfte. Das entgegengesetzte Verhalten, „Augen-zu-und-durch“ hingegen würde von Selbstbewusstsein, Freiheitsdrang und Abenteuerlust zeugen. Doch wo bleiben jene, die eine kritische Distanz gegenüber Befragungen haben?
Es scheint also zu sein, dass ein großer Teil der Bevölkerung sich absolut nicht an die Methoden der Online-Partnervermittler anpassen möchte, und hinzu kämen noch all jene, die Verfechter der romantischen Liebe oder der schicksalhaften Liebe wären. Es ist daher keine Frage, dass die Online-Partnervemittler längst in einer Krise sind, in die sich selbst hineinmanövriert haben.
Online-Partnervermittler – erfolgreiches Konzept mit Verblüffung
Dennoch erscheint uns das Konzept als zukunftssicher, und der Aspekt, den wir im Auge haben, ist die „Vorstellung der Partner“. Einer der interessantesten psychologischen Effekte ist nämlich nicht das „Matching“, sondern die Tatsache, dass Partner vorgeschlagen werden, und dass diese Vorschläge „irgendwie plausibel“ formuliert werden. Das wird auch in Zukunft Menschen verblüffen und animieren, mit den vorgeschlagenen Partner-Kandidaten Kontakt aufzunehmen.
Vorgeschlagen und erprobt wurden in der Vergangenheit bereits Modelle, mit einem „niederschwelligen Einstiegstest“ zu starten, um dann nach und nach Zusatztest (auf soziale Kompatibilität, auf emotionale Kompatibilität) anzubieten oder mit anderen Methoden (Klicks) die bevorzugten Partner festzustellen.
Vorerst sind diese Modelle noch sehr selten erprobt worden – sie wären aber eine Möglichkeit, die Partnersuche interessanter und vielfarbiger zu gestalten – und dem potenziellen Kunden die Schwellenangst zu nehmen.
Das Fazit Partnervermittler und Zukunft
Das vorläufige Fazit: Online-Partnervermittlungen bleiben attraktiv, müssen aber ihre relativ hohen, teils arrogant wirkenden Schwellen abbauen. Offline-Partnervermittlungen sind eine Frage des Geldes und des persönlichen Vertrauens in die Partnervermittler. Sie werden so weit erfolgreich sein, wie sie die regionale Mund-zu-Mund Propaganda trägt.