Singlebörsen – Gründen ohne Sünden?
Gründen ohne Kapital? Gründen aus Idealismus? Gründen ohne Sünden, sprich ohne Erotik-Effekte? Wer das will, wird voraussichtlich versagen, wenn er eine neue Singlebörse aufbauen will – die Voraussetzungen sind ohnehin alles andere als rosig. Es tut mir Leid, Ihnen keine bessere Botschaft geben zu können: Neue Singlebörsen werden überwiegend mit wirtschaftlicher Hemdsärmeligkeit gegründet und mit knallharten Geschäftsmethoden gespickt. Das ist kein Wunder, denn der Markt ist mies, und die Geschäfte sind rückläufig. Nur Nischenbörsen können noch punkten. Dies ist der letzte Teil von vier Teilen zum Thema. Autor aller Teile: Gebhard Roese. © 2012 by liebesverlag.de.Lesen Sie bitte den dritten Teil nach – dort erfahren Sie, wie viel Geld Sie ein Mitglied kosten wird.
Schauen wir uns einmal an, welche „Alternativen Methoden“ zur Erstausstattung einer Singlebörse tatsächlich zur Verfügung stehen, bevor wir eine Bilanz ziehen:
1. Der Kauf von Unternehmen ist die einzige Möglichkeit, sofort zu starten – aber es gibt sehr weinige Unternehmen, die wirklich infrage kommen – die meisten wurden in der Vergangenheit „überzahlt“.
2. Gründer können sich am Markt Risikokapital beschaffen und groß einsteigen – das funktioniert meist nur dann, wenn man sich an aktuelle Trends anhängt und schnell wieder verkauft. Dann wird meist viel Geld in die Werbung investiert, bevor man „richtig loslegt“ heute ist diese Methode eher fragwürdig geworden.
3. Mitglieder gegen Provisionen zu bekommen, wird überall versucht. Die Kosten sind inzwischen auf astronomische Beträge gestiegen (im UK bis gegen 60 GPB, in Deutschland teils auf über 100 Euro).
4. Interessenten gegen Provisionen zu kaufen ist risikoreich. Je höher die Provision „pro Lead“, umso mehr lockt man unseriöse Werbeträger an, die dann „die falschen“ Interessenten bringen.
5. „Kostenlose Teilnahme“ bedeutet Premium-Mitgliedschaften temporär oder dauerhaft zu verschenken. Das ist ein guter Einstieg, aber auch diese Mitglieder bekommt man nicht kostenlos.
6. Völlig abwegig ist es, einzelne Datenbanken (Mitglieder) zu kaufen.
7. Die Kooperation einer Single-Börse mit einer Erotik-Börse oder mit einer Partneragentur ist nicht völlig abwegig, aber man braucht dazu einen starken Basispartner, der dann wieder entsprechende Provisionen verlangt. In der Regel geht der Weg von der traditionellen Singleböse entweder „hinauf“ zur Partneragentur oder „herab“ zur Erotik-Singlebörse. Auch die Weiterleitung von „kostenfrei“ zu „kostenpflichtig“ wurde schon erprobt. Gegenwärtig gibt es hingegen nur einen Konzern, der von Erotik- auf Normalsinglebörse umzuleiten versucht.
Falkten und Daten – vor der Gründung
Fassen wir noch einmal zusammen:
1. Das Potenzial an online unspezifisch partnersuchenden Singles nimmt seit Jahren ab.
2. Die Mitgliedsbeiträge lassen sich bei reinen Singlebörsen kaum noch erhöhen.
3. Durch die Kombination von Punkt eins und zwei sinken die Umsätze.
4. Zugleich fallen die Gewinnmargen durch erhöhte Werbeaktivitäten bis in den Minusbereich.
5. Die Akquisitionskosten pro Interessent gehen in der Spitze gegen 5 – 7 Euro.
6. Die Kosten für einen zahlenden Kunden betragen bis zu 120 Euro, bei einem Mittelwert von gegen 50 – 70 Euro.
7. Ausgenommen davon sind zum Teil sogenannte „Nischenbörsen“, weil hier die Mund-zu-Mund-Werbung eine große Rolle spielt und wenig Mitwerber vorhanden sind.
8. Kooperationen zwischen wirtschaftlich starken und schwachen Partnern rechnen sich in der Regel nicht, weil der wirtschaftlich stärkere Partner am wirtschaftlichen schwächeren verdient – und selten umgekehrt.
Was sollten sie tun? So gründen Sie eine neue Singlebörse – oder auch nicht
Mit einer gewöhnlichen Singlebörse investieren Sie heute in Verluste. Lediglich auf dem Gebiet der sogenannten „Nischenbörsen“ können heute noch erhebliche, auch langfristig realisierbare Gewinne erzielt werden. Typische Beispiele sind dafür Nischenbörsen im Erotikbereich. Das Geschäftsgebaren neuer Singlebörsen, um dies noch zu ergänzen, sind inzwischen knallhart geworden – um Mitglieder, Umsätze und vielleicht einmal Gewinne wird mit härtesten Bandagen gekämpft, die teils hart an der Grenze des Erträglichen sind.
Bei der Frage, wie viel Kapital man benötigt, um erfolgreich zu sein, gibt es unterschiedliche Meinungen. Nur noch wenige Brancheninsider meinen, dass heute mit dem „großen Geld“ noch viel zu erreichen ist – der eDarling-Erfolg auch wenn er noch nicht ganz abgesichert ist, macht sie begierig. Die meisten Branchenkenner meinen, dass heute zu viel Kapital investiert wird, das niemals in Gewinn zurückfließt.
Henning Wiechers, den ich vor einiger Zeit dazu befragte, sagte im Liebepur-Interview:
„Wer hier mit einem neuen, leeren Portal an den Start geht, wird es schwer haben … bei den Nischen sehen wir allerdings noch Potenzial, da viele der Nischen-Champions bei näherer Betrachtung nicht besonders professionell sind.“
Mit Kundenähe und ohne Knebel-Abos zum Erfolg: Ein Beispiel
Den Erfolg hatte eine junge Dame, die hier nicht genannt werden will. Sie kaufte ihrem Arbeitgeber recht preiswert ein Erotik-Dating-Portal ab, vermied die üblichen Fehler mit strenger Abo-Bindung und kühler Distanz zu ihren Kunden, und baute so ein Vertrauensverhältnis in einem Bereich auf, in dem Misstrauen durchaus angebracht ist. Vertrauensbildung gilt überhaupt im Bereich der Nischen-Börsen als Thema Nummer eins, denn die billigste Werbung ist Mund-zu-Mund-Propaganda.
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