Beruf, Wohnungen, Küchen-Psychologie und Wahrheit
Klar können unsere Wohnungen etwas aus über uns aussagen, und unsere Berufe können es auch. Kleider machen nicht nur „Leute“, sondern lassen vielleicht Rückschlüsse darauf zu, wie ihre Träger wohl sein könnten, und ob man zur Miete wohnt oder Eigentum besitzt, möglicherweise euch. Ja – und dann wäre da noch das Auto, das ja angeblich sehr viel über die Fahrerin oder den Fahrer aussagt.
Obgleich das alles so sein könnte, und obwohl auch Vorurteile manchmal zutreffen, kann auch alles anders sein – und zwar völlig anders. Also muss man den Psychologen, die sich hier sehr weit vorwagen, hin und wieder auf die Finger klopfen. Die Wahrheit ist simpel: Alles kann etwas aussagen, nichts muss etwas aussagen. Wer beispielsweise glaubt,über die Lieblingsfarbe Rückschlüsse auf den Charakter ziehen zu können, begibt sich bereist in gefährliche Annäherungen zu Astrologie und Kaffeesatzlesen.
Am Ende zählt nämlich nur das Gesamtbild der Persönlichkeit. Erst, wenn viele Teile des Seins in eine bestimmte Richtung deuten, können wir uns ein Urteil über die Person erlauben – und das auch nur dann, wenn wir persönlich viele Stunden mit ihr verbracht haben.
Ich frage Sie hier einmal umgekehrt: Was würden Sie denn von Menschen halten, die sich auf solche lachhaften Hilfskriterien für Menschen verlassen wie Beruf, Wohnumgebung, Wohnungseinrichtung, Kleidung oder Fahrzeug? Wichtig ist doch allein, dass ein Paar dazu fähig ist, die nötigen Kompromisse einzugehen versteht, um ein gemeinsames Leben zu meistern.
Informatiker und Boutique-Besitzerin? Großer Limousine und kleiner Stadtflitzer? Antiquitäten und schlichtes modernes Design? Jeans und Abendkleider? Das bringt man doch nun wirklich leicht zusammen, wenn man nur will.
Also hüten wir uns doch bitte, schon vorab „Nein“ zu etwas zu sagen, zu dem man auch sagen könnte: „Warum eigentlich nicht“?
