Warum Sie niemals einen Schriftsteller treffen sollten
Sie sollten niemals einen Schriftsteller (oder eine Schriftstellerin) treffen: wirklich niemals. Wenn die Person wirklich „große Literatur“ schreibt, und damit vielleicht auch noch Erfolg hat, dann werden sie monatelang kaum etwas von ihr hören: Sie sitzt dann in der nämlichen Berghütte und gibt vor, zu schreiben. Vielleicht tut sie es wirklich. Vielleicht sammelt sie auch gerade Erfahrungen – mit allem, was verfügbar ist. Auch mit Menschen. Auch im Bett? Natürlich auch im Bett.
Die meisten Schriftsteller, so werden Sie als Kennerin oder Kenner der Szene sagen, schreiben aber keine große Literatur. Sie müssen noch schnell 1500 Wörter für jemanden schreiben, der ihnen aufs Herzlichste gleichgültig ist, oder die nächste Folge von „Undercover-Agentin Linda Lindason“. Ja nachdem, wie sehr ihren Schriftsteller (ihre Schriftstellerin) das Thema heute anödet, müssen Sie mit schlechter Laune rechnen.
Gehen wir noch eine Stufe tiefer: Da sehen Sie Blogger. Ja, Blogger – dazu stehe ich auch noch, falls Sie dies für ein Blog halten. In einem „richtigen“ Blog alter Bauart („Blog“ = „Weblog“ = „Webtagebuch“) schreiben Leute allerdings über sich selbst – und manche der Damen und Herren lassen niemanden aus, den sie gelinkt, flachgelegt oder verhöhnt haben. Selbst, wenn dies nicht der Fall sein sollte und der Blogger/die Bloggerin das Licht ausschaltet, bevor Sie nackt sind: Es reicht, dass man sie als Person wiederkennen könnte.
Oh, falls Sie an Macht, Ruhm, Einfluss oder gar Geld interessiert sind: Das Einkommen von Schriftstellerin und Schriftsteller liegt, weit unter der Armutsgefährdungsgrenze. (2009: 940 Euro), wenn man berücksichtigt, dass freie Schriftsteller für ihre Sozialversicherung selbst aufkommen müssen.
Noch ein Tipp. Fragen Sie einen Schriftsteller nie, warum er schreibt. Er/sie fragt Sie auch nicht, warum sie Serviererin oder Spüler geworden sind und meinetwegen ausgerechnet Informatik studiert haben.