Seitensprünge verhindern – alles zur höheren Ehre Gottes?
“Omnia ad maiorem Dei gloriam“ steht selten in einem Impressum, aber im Word-Press-Blog des Frankfurter Werbetexters und Katholiken Johannes Faupel. Er ist gegen Seitensprünge, und er will dafür öffentlich kämpfen. Wie die Liebepur aus der Presse erfuhr, hat der Werbetexter Faupel inzwischen das Blog von „Bruder Paulus“ zu einem „Portal ausgebaut“.
Die Ehe und Gott – eine komplizierte Beziehung
Alles zu Ehren Gottes? Ich setze mich gerne darüber auseinander, denn Gott hat keine Ehe geschaffen, ja, nicht einmal die unverbrüchliche Treue der Ehepartner verlangt. Also sagen wir besser: alles zu Ehren des Katholizismus. Die heutige Ehe ist ein bürgerlicher Vertrag mit staatlicher Deckelung – weiter gar nichts. Er sollte Treue beinhalten, aber die Versuchungen waren zu allen Zeiten (auch zu biblischen) oft stärker.
Mit einer Kampagne gegen den Seitensprung?
Doch jenseits aller religiösen Diskussionen: Was bitte soll eine Kampagne gegen Seitensprünge bewirken? Wer im Internet Mitglied einer Seitensprungagentur wird, hat (entgegen anderslautenden Behauptungen) nur eine minimale Chance, tatsächlich einen Seitensprung „zu begehen“. Aber es ist andererseits auch eine Tatsache, dass Seitensprungagenturen den Menschen draußen im Volk nahebringen, dass ein Seitensprung „etwas Leckeres“ ist. Fragt sich, ob dadurch die Anzahl der Seitensprünge wesentlich erhöht wird, denn es ist natürlich naheliegender, den Seitensprung mit jemandem auszuüben, den man zufällig trifft. „Organisierte Seitensprünge“ haben ja immer etwas von „Künstlichkeit“, weil die Möglichkeiten von Blind Date, sexueller Lust und Abschied nicht auf einem spontanen Impuls beruhen, wie dies bei üblichen Seitensprüngen der Fall ist.
Verbreitung der Basis: Seitensprünge und Antiwerbung
Was mich allerdings hauptsächlich wundert: Werbeleute wissen ja, dass negative Werbung oft nicht schadet, weil sich der Name des Produkts dann besser einprägt. Das bedeutet letztendlich, dass man mit Antiwerbung gegen den Seitensprung noch viel mehr Menschen für den Seitensprung interessiert.
Besser mehr Toleranz als sinnlose Scheidungen
Ob es sich lohnt? Man rettet keine Seelen, indem man sie vor Seitensprüngen bewahrt. Man rettet sie, indem man ihnen Kraft und Stärke verleiht, sich ihr eigenes Leben klug und harmonisch einzurichten und willkürlichen herbeigeführten Versuchungen zu widerstehen – soweit stimme ich sogar noch mit den Katholiken überein. Dazu gehört aber auch, sich selbst und seinen Nächsten verzeihen zu können, wenn es wirklich einmal zu einem dieser relativ unbedeutenden Seitensprünge kommt, die das Leben mit sich bringt. Gegenwärtig entstehst viel mehr Leid aus den unsinnigen Scheidungen, die einem entdeckten Seitensprung oft folgen, als aus dem Seitensprung selbst.
Dies ist, im Übrigen, ein Thema, das nicht nur Theologen angeht.