Anspruchsvoll: Warum Selbstrechtfertigung nichts nützt
Schlimmer, als anspruchsvoll zu sein, ist die Möglichkeit, ständig zu behaupten, man sei nicht wirklich anspruchsvoll, „man sei nur …“ (auf das „nur“ kann nahezu jeder beliebige Satz folgen).
Versuchen wir es mal aufzufieseln:
Ansprüche (ich kann es nicht oft genug wiederholen, auch wenn es Sie nervt) sind immer schlecht, weil wir als Personen keine Ansprüche an andere Personen haben, soweit die Partnerwahl betroffen ist. Wer den Satz nicht versteht, sollte sich mit dem Wort „Ansprüche“ auseinandersetzen: Ein Anspruch ist ein Recht, das es durchzusetzen gilt, und diesmal weiß Wikipedia wahrhaftig etwas: „Gemeint ist hiermit das Recht, etwas von jemandem verlangen zu dürfen.“
Als Partnersuchender(r) haben Sie solche Rechte nicht. Wer behauptet, sie „in einem übertragenen Sinne“ zu haben, ist einem typischen Irrtum selbst ernannter Eliten verfallen. Er hießt: „Ich bin jetzt so toll, dass ich Ansprüche an meine Umgebung stellen darf“, so, wie die Fürsten es einst taten. Es gab einmal eine Anzahl reicher Männer, die so dachten – und sie konnten ihre vermeintlichen Ansprüche sogar durchsetzen.
Warum konnten Männer Ansprüche durchsetzen?
Die Frage, warum vereinzelte Männer Ansprüche durchsetzen konnten, ist einfach zu beantworten: Sie haben so viel mehr Geld- und Machtmittel gehabt (und haben sie teilweise noch heute), dass sich genügend Frauen bereitfanden, mit Ihnen erst das Bett und dann den Tisch zu teilen. Es waren also nicht ihre Ansprüche, sondern sie setzten einfach ihre Vorstellungen durch. So etwas funktioniert bei großem sozialen Gefälle immer wieder. Das Ziel der Männer ist, sich mit einer schicken Frau zu schmücken, das Ziel der Frauen, eine eigene Kreditkarte ohne Limit zu haben. Das reicht mancher Frau als Motivation.
Welche Frauen erheben Ansprüche?
Bevor ich wieder von den Feministinnen angegriffen werde: Auch Männer versuchen, „Ansprüche“ durchzusetzen. Wenn sie es unter den gleichen Voraussetzungen tun wie die Frauen, die nun geschildert werden, haben sie ebenso wenig Erfolg.
Ansprüche erheben in der letzten Zeit zumeist Frauen, die erst kürzlich dem vermeintlichen, gedachten Klub der Eliten „beigetreten“ sind. Ich habe persönlich niemals eine Frau getroffen, die tatsächlich „etwas darstellte“ und ihre „Ansprüche“ vor sich hertrug. Wer von Kindesbeinen an in einer sozialverträglichen Atmosphäre an den Status einer wohlhabenden Frau gewöhnt wurde, kann über so etwas wie „Ansprüche“ nur lächeln.
Vor allem Aufsteiger(innen) erheben „Ansprüche“
Sagen wir es doch, wie es ist: Aufsteiger und Emporkömmlinge erheben die höchsten „Ansprüche“. Sie glauben, mit dem Wenigen, was sie an Macht, Geld und Einfluss gewonnen haben, schon „privilegiert“ zu sein. Glücklicherweise sind nicht alle so, die es aus eigener Kraft „nach oben“ geschafft haben. Viele haben macht und Einfluss in ihr Leben integrieren können, haben den beruflichen Erfolg vom privaten Glück abtrennen können.
Ausbildung ist kein Wert an sich für das persönliche Glück
Vielleicht sollte man auch dies einmal sagen: „Bildung“ ist ein Wert an sich, aber eine bestimmte „Ausbildung“ nur dann, wenn man die Bildung darüber nicht vernachlässigt hat. Was ist ein Studium denn bitte anderes, als eine höchst einseitige, auf ein ganz bestimmtes Ziel ausgerichtete Ausbildung? Mit anderen Worten: Eine Mathematikerin oder Physikerin, Programmiererin oder Juristin zu sein ist, bedeutet nicht, auch „Herzensbildung“ zu haben, um das altmodische Wort einmal zu benutzen. Modern ausgedrückt: Emotionale, soziale und (sicherlich auch) erotische Komponenten sind in der Bildung nicht zwangsläufig enthalten.
Ansprüche in der Liebe: Etwas durchsetzen wollen, was einem nicht zusteht
Mir ist klar, dass die wenigsten der „Anspruchsfrauen“ diesen Artikel bis hierher lesen werden. Sie haben ja nach Selbstdefinition „keine zu hohen Ansprüche“, sondern wollen nur … hier folgt nun kein beliebiger Satz mehr, sondern ein konkreter: Sie wollen nur etwas durchsetzen, was ihnen nicht zusteht.