Verliebt sein – Krise für die psychische Gesundheit?
Wenn Mutter Natur zuschlägt, fragt sie nicht mehr nach Moral, Vernunft oder gar Gesinnung – denn was wir gelegentlich „Verliebtheit“ nennen, ist in Wahrheit ein massiver Drogenangriff der Natur aufs Hirn. Dazu ein Zitat:
Auf verschieden Arten zeigen uns die Studien über Gehirn-Scanning, dass die wahnsinnigen Gefühle der Liebe im Grunde ein bedeutendes Risiko für die psychische Gesundheit darstellen.
(Anmerkung: Grundlage des Zitats war die Studie von Bartels and Zeki, siehe Zitatenquelle).
Wohl jeden Menschen hat schon einmal dieser Liebeswahn ergriffen, in dem Lust, Leid und Komplikationen so dicht beieinanderliegen. Was da im Hirn abgeht, sei dem Verhalten eines Drogensüchtigen nicht unähnlich, meinen Gehirnforscher. Indessen wissen wir aus der Suchtforschung auch, dass nicht alle körperfremden und körpereigenen Stoffe, die Euphorie auslösen, auf alle Menschen gleich wirken. Manche Menschen mit besonderer Suchtveranlagung werden auch von „harmlosen“ Drogen süchtig – andere nicht. Mutter Natur hat im Übrigen einen natürlichen Feind – und es ist nicht die Kultur, sondern die Evolution. Wären wir alle während der Evolution der Liebes- oder Sexsucht verfallen, hätte uns möglicherweise der Säbelzahntiger (oder wer auch immer) gefressen oder wir hätten zu wenig Nahrung zu uns genommen – dann hätten wir trotz intensiver Reproduktionsversuche nicht überlebt. Dennoch wirkt die Droge „Liebe“ bei uns Menschen offenbar länger als bei den Tieren – und ist möglicherweise deswegen so gefährlich für diejenigen, die damit nicht umgehen können.
Dann mag Folgendes zutreffen (erneutes Zitat, gleiche Quelle):
Die leidenschaftliche Liebe macht aus uns zu Besessenen … Sie kann dazu führen, dass wir neurotische Abhängige werden, die nur drauf warten, ihre Droge zu bekommen, um wieder „richtig“ zu funktionieren. Dennoch warten viele von uns das ganze Leben darauf, einmal diesen Status zu erreichen, denn trotz der Qualen, die damit verbunden sind, kann der Zustand auch sehr befriedigend sein.
Ich hoffe, Ihr Zustand ist vor allem befriedigend, wenn Sie lieben – wenn wir bewerten, ob es schmerzlicher war zu lieben oder beglückender, dann sollten wir besser alle nur die schönen Stunden unendlicher Lust zählen.