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Wenn erotische Frauenfantasien Bestseller werden

Keine Frage: „Fifty Shades of Grey“ ist ein Bestseller, und ebenfalls keine Frage ist, dass dieses Buch „tatsächlich“ von einer Frau (1) stammt – von einer zweifachen Mutter sogar, was gelegentlich für Empörung sorgt: „Wie kann sie nur!?“, fragen sich die Puritaner. Geschildert werden Fantasien von der Art, die es nach Meinung der Feministinnen eigentlich gar nicht geben dürfte: beispielsweise dem Wunsch nach Unterwerfung. Die Bücher (es gibt drei innerhalb einer Trilogie) werden demnächst auch auf Deutsch erscheinen. Das erste hat der GOLDMANN-Verlag gerade unter dem Originaltitel „Shades of Grey – geheimes Verlangen“ in deutscher Übersetzung angekündigt.

Wo es um Bücher geht, geht es auch um Autoren: Und wie so oft sind die geschilderten Episoden reine Werke der Fantasie. „geschrieben wirkt so etwas wirklich attraktiv aus“, meinte die Autorin, „aber im echten Leben möchte man einen Mann, der den Abwasch erledigt“.

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Das Buch zeigt zweierlei: Einmal, dass Frauen durchaus intensivere erotische Fantasien haben, als das in der breiten Öffentlichkeit bekannt wird, und zweitens, dass man viel Lebenserfahrung benötigt, um sie zu beschreiben. Das Paradoxe daran ist unter Nicht-Schriftstellern weitgehend unbekannt: Kaum jemand hat wirklich erlebt, was er beschreibt – und die Autorin nimmt dies auch nicht für sich in Anspruch. In Wahrheit geht es darum, die Fantasie so weit den möglichen Realitäten anzunähern, dass der Leser glaubt, das geschilderte Szenario hautnah zu erleben. Sinnlichkeit, Schweiß, Tränen, Begierde, Abscheu, Wollust und Schmerz sind nicht einfach zu schildern, und sie können auch nicht ausschließlich dem eigenen Repertoire entnommen werden.

Kurz und gut: Was Autoren schildern, ist nicht das, was Autoren durchleben. Möglicherweise ist es die „Weisheit der Distanz“, die es uns ermöglicht, das Leben der anderen zu beschreiben, so, wie es vielleicht sein könnte – aber sicher nicht so, wie es ist.

(1) In der Vergangenheit wurde immer wieder versucht, erotische Bücher von Frauen als „in Wahrheit von Männer geschrieben“ abzutun.

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