Dating-Praxis: Durch Dates mehr über sich selbst lernen
Gelegentlich steht sogar in Pressemitteilungen die Wahrheit, und sie lautet: Wissen, was man in der kommenden Beziehung in jedem Fall erreichen möchte, und zugleich erkennen, dass man einen Teil seines bisherigen Lebens zur Disposition stellen muss. Das ist sozusagen das Anti-Traumpartner-Konzept, das all den einfältigen Menschen nützen könnte, die sich bisher von „Traumpartner“-Versprechungen einlullen ließen.
„Erkenne dich Selbst“ – oft gefordert, selten verwirklicht
Nun ist die Formel „Erkenne dich selbst“, die dem zugrunde liegt, seit der Antike zwar eine Forderung, sie entspricht aber nicht der Wirklichkeit. Mit anderen Worten: Sich selbst zu erkennen gehört nicht zum Kulturgut Mitteleuropas.
Beim Dating via Blind Date tritt nun ein eigenartiger Effekt ein: Durch die Dates erkennen sich viele Menschen erst selbst, das heißt, sie verstehen erst nach einer gewissen Anzahl von Dates, worauf sie eigentlich hinaus wollen, oder in der Übersetzung:
Dating ist mehr als nur eine Ansammlung von Ereignissen. Es ist vielmehr ein Prozess, der den Personen, die Dates eingehen, dabei hilft, Erfahrungen zu gewinnen und dabei mehr über sich selbst … zu erfahren.
Dates können also eine Art „Lernen durch Erfahrung“ sein – mit jedem Date wird deutlicher, was man will und worauf man gegebenenfalls verzichten könnte.
Die angestaubte Psychologie sollte ihre Standpunkte überprüfen
Mir ist absolut klar, dass der psychologisch gebildete Teil unter meinen Leserinnen und Lesern jetzt hohnlachen wird und vielleicht denken wird: „Das sollten diese Leute doch vorher wissen, wer sie sind und was sie wollen.“
Wie so viele Dinge des Lebens gilt dies in der Theorie. Wenn jemand viele Jahre keine Beziehung hatte, mag er „wissen“, was er will und was nicht, aber er kennt sich selbst nicht mehr in der Situation einer Begegnung. So gesehen ist die Möglichkeit, die „eigene Persönlichkeit beim Daten zu erforschen“ keine so schlechte Idee.
Überhaupt: Die Rückbezüge zwischen Beziehung und Persönlichkeit spielen in der angestaubten Wissenschaft „Psychologie“ kaum eine Rolle, in der Praxis der Partnerwahl und der Partnerzufriedenheit aber schon.
Halten wir also fest: Menschen ändern sich durch Beziehungen, und Blind Dates sind die Vorstufen solcher Veränderungen. Wir können also durch Blind Dates lernen, in welche Richtung wir uns bewegen könnten. Wenn es Ihnen passiert: Sie wären nicht der erste Mensch auf Erden, der seinem Leben durch ein Blind Date eine völlig neue Dimension hinzugefügt hat. Glauben Sie mir – Sie sind in guter Gesellschaft.