Die Stadt wechseln – Sinn oder Blödsinn?
Es gibt in Deutschland ein paar Städte, in denen gilt man nichts, wenn man sich nicht wenigstens einmal „den Wind um die Nase wehen ließ“, spricht – seine Heimatstadt verließ und woanders sein Glück versuchte. Dann wieder gibt es Städte, in denen jeder Fremde argwöhnisch beäugt wird: „Was hat denn so einer(r) in unserer Stadt zu suchen?“, fragt man sich dort.
Doch bitte – wer wählt seinen Standort eigentlich nach der Single-Lebensqualität aus? Rundheraus gesagt: Ich hoffe doch, dass dies niemand tut. Man wählt seinen Standort möglicherweise nach den Arbeitsmöglichkeiten, gegebenenfalls folgt man sogar der Liebe –aber wer würde seinen Standort ernstlich nach der nach Single-Lebensqualität auswählen?
Einem Ondit zufolge soll München die begehrteste Stadt in Deutschland sein – was nicht weiter verwundert, weil man hier auf relativ gemütliche Menschen, außerordentlich viel Kultur und viel öffentliches Grün zurückgreifen kann. Die Partneragentur PARSHIP (1) hat gerade seinen Single-City-Index erhoben und glaubt ebenfalls, dass München die beste „Wohlfühl-Atmosphäre“ für den Alleinlebenden hat, gefolgt von Hamburg mit stillen und höflichen Hanseaten, die als Single offenbar sehr attraktiv sind. Auf Platz drei fand sich Köln wieder, auf Platz vier die deutsche Hauptstadt Berlin, und erwartungsgemäß konnte Frankfurt am Main nicht überzeugen – das allerdings gilt nicht nur für Singles. Frankfurt bietet auch Paaren und Familien kaum Lebensqualität.
Wer städtisch-heimatlich verbunden ist und seine Geburtsstadt nicht nur im Herzen führen will, wird höchstwahrscheinlich bleiben, wo er geboren wurde. Doch der weniger heimatlich gebundene Städter wird sich auch in anderen Metropolen und Großstädten zurechtfinden. Für Managerinnen und Manager sowie Diplomatinnen und Diplomaten ist es ohnehin Pflicht oder Chance, sich in mehreren In- und ausländischen Städten einsetzen zu lassen. Selbst Lehrerinnen und Lehrer haben die Möglichkeit, an deutschen Auslandsschulen täglich zu werden.
Die Wahl einer Stadt ist also weder auf fünf deutsche Großstädte beschränkt, noch auf Deutschland, denn Arbeitsplätze gibt es heute auf der ganzen Welt – und den einen oder anderen von uns veranlasst bekanntlich sogar die Liebe, die Stadt zu wechseln.
Wenn Sie von mir einen Rat wollen: Erstens Arbeitsplatz, zweitens Liebe – das wären die Kriterien für einen Ortswechsel. In eine Singlehochburg zu ziehen, nur, weil es dort viele Singles gibt? Im Grunde hieße dies ja nur, dass man mehr Chancen hat, aber eben auch das Risiko, auf mehr Konkurrenz zu treffen.
(1) nach einer Pressemitteilung von PARSHIP.