Dating-Knigge – Lebensregeln für die Dummies?
Es gibt keinen Dating-Knigge. Im Grunde muss man sich an den Kopf fassen, wenn man die Ratgeberinnen und Ratgeber liest, die sich mit dem Thema beschäftigen, aber offenbar kommt so etwas an.
Ja, sind wir denn alle lebensunfähige Sozialkrüppel? Können wir nicht selbst entscheiden, ob wir „auf den Punkt“ kommen, „etwas zu spät“ oder „lieber etwas zu früh“? Müssen wir uns sagen lassen, wohin man gehen kann oder auch nicht und was man dorthin anzieht? Sollten wir uns Details vorschreiben lassen wie etwa: „Der Mann zahlt die Rechnung?“
Die üblichen Verhaltensregeln reichen beim Date
Im Grunde reicht, was wir (hoffentlich) alle gelernt haben: Sich dem Anlass entsprechend anziehen, beim Fremden immer etwas Zurückhaltung üben, aber die Bereitschaft zur Offenheit nicht vergessen, und ansonsten der Intuition zu folgen. Basiskenntnisse in Kommunikation sind nützlich, um das „Eis zu brechen“ und die Kommunikation sinnvoll nach vorne zu bringen. Wer allerdings nicht einmal die Grundregeln des sozialen Dialogs beherrscht, der braucht keine Datingregeln, sondern einen Lehrgang in menschlicher Kommunikation.
Wohin soll es, bitte schön, führen, wenn wir uns allen unsinnigen Regeln unterwerfen? Wer respektvoll mit sich und dem Partner umgeht, der benötigt keine Datingregeln, sondern lediglich ein paar Tipps von Freundinnen oder Freunden, wie man sich ins „rechte Licht“ setzt.
Dating-Regeln – viel zu kurz gedacht
Überhaupt enden nahezu alle Datingregeln immer dann, wenn im Kino abgeblendet wird: Die Knigge-Verfasser überbieten einander mit Regeln, wohin man „zum Date“ gehen darf oder nicht, aber sie sagen nicht aus, worauf man anschließend achten sollte. Beispielsweise, ob man noch in eine Bar gehen sollte, zu ihr oder zu ihm, in ein Hotel oder besser gar nirgendwo mehr. Blind Dates sind Teile eines Kennenlern-Prozesses und keine „Veranstaltungen“, was bedeutet: Das Date ist „nach hinten offen“.
Sich anziehen kann so wichtig sein wie sich auszuziehen
Sehen Sie, genau so wichtig, wie der angebliche „Knigge“ vor dem Date ist das Verhalten nach dem Teil des Dates, den wir üblicherweise als „Blind Date“ bezeichnen. Wenn ein „“Knigge“ sagt, was wir anziehen sollen, dann sollte er auch sagen, wie wir uns ausziehen sollten, also zum Beispiel, dass zu einem Date gehört, die Dessous passend und geschmackvoll zu wählen. Wer uns sagt, dass wir vor dem Date „auf Nummer sicher gehen“ sollen, der sollte bitteschön auch sagen, dass es sinnreich ist, Kondome zum Date mitzunehmen.
Wenn Sie das für zu „sexuell orientiert“ halten, sollten Sie sich vergegenwärtigen, dass ein großer Prozentsatz der Dates (zwischen 20 bis 30 Prozent) unvorbereitet in einem Bett endet.
Mit Dating-Knigge während der „heißen Phase“ hilflos
Außerhalb jedes sexuellen Anklanges: Die heiße Phase eines Dates beginnt erst, wenn Sie einander sehen – und dann versagen plötzlich die guten Tipps der Knigge-Befürworter. Mein Tipp: Bereiten Sie sich in jeder Hinsicht auf die Zeit vom Date-Beginn bis zum nächsten Morgen vor, gleichgültig, was sie vorhaben. Beachten Sie dabei bitte auch, dass die wahrscheinlichste Möglichkeit darin besteht, dass Sie nichts als eine erträgliche, bisweilen sogar nette Unterhaltung haben, und dass sonst gar nichts passiert. Ihre Chance, bei einem gewöhnlichen Date alleine ohne Hoffnung auf „mehr“ nach Hause zu gehen, liegt zwischen 3:1 und 7:1, wenn sie sorgfältig auswählen und nicht zu leichtfertig sind. Dies rechtfertigt in jedem Fall, auch auf eine Enttäuschung vorbereitet zu sein.