Das erste Mal – auf dem „heißen Dating-Stuhl“
Der „heiße Stuhl“ war ein etwas fragwürdiges Verfahren der humanistischen Psychologie, innerhalb von Gruppen die Wahrhaftigkeit der Person, aber auch die Standhaftigkeit des Selbstbewusstseins zu hinterfragen.
„Eigentlich“ sollte es diesen „heißen Stuhl“ in einem Caféhaus gar nicht geben, aber dennoch gibt es drei Gründe, warum er dennoch heiß werden kann:
1. Sie selbst sind angesichts der Situation übermäßig nervös – es ist schließlich ihr erstes Mal. „Fracksausen“ nannte man das früher, und als „Prüfungsangst“ kennen auch viele Menschen dies entsetzliche Gefühl. Vielleicht hatten Sie noch nie ein Blind Date oder Ihr Blind Date liegt schon zwei Jahrzehnte zurück.
2. Ihre Dating-Partnerin (oder Ihr entsprechender Partner) beginnt eine Art „Verhör“ mit Ihnen, das heißt, er stellt bohrende Fragen an Sie oder er bezweifelt gar Ihre Antworten darauf.
3. Sie haben tatsächliche Angst vor der Aufnahme von Beziehungen und fürchten jede Situation, in denen ihnen fremde Menschen „zu nahe treten“ könnten. Sie schützen sozusagen ihre Persönlichkeit wie in einer Eierschale.
Wie gehen Sie nun damit um?
Der erste Fall – Nervosität steht Ihnen zu
Im ersten Fall ist „das Übliche“ gerade richtig: Ein bisschen vorbereitet sein, ein bisschen die Nervosität zeigen und ein bisschen überspielen, wie nervös sie sind. Der Vorteil: Wenn Ihr Partner sie in Ihrer Nervosität „auffängt“, dann wissen sie schon, dass er zumindest, dass er diese soziale Fähigkeit besitzt. Versuchen Sie zudem, drei mögliche Szenarien durchzuspielen, bevor Sie das Date beginnen:
– Den Partner höflich abzulehnen.
– Mit Beziehungsgedanken spielen und diese angemessen äußern.
– Die Situation für einen schönen Abend zu zweit nutzen.
Sie dürfen sich sicher sein, dass alle drei Szenarien in jeder Form von Blind Dates vorkommen können, unabhängig von Vorsätzen und ethischen Grundsätzen.
Der zweite Fall – Inquisition ist nicht gestattet
Wenn Ihre Partnerin oder Ihr Partner sich in die Rolle des Großinquisitor versetzen will, dann müssen Sie ihn in seinem Rollenverständnis korrigieren. Es könnte sein, dass er sie aus Nervosität oder aus Kommunikationsschwächen mit Fragen „löchert“. Versuchen Sie, ihn höchstens zwei Mal darauf hinzuweisen, dass Ihnen die Rolle, in der sie selbst sind, nicht gefällt. Da erste Mal können Sie dabei versuchen, das Gespräch zu wenden (Metakommunikation, selbst offene Fragen stellen) – wenn die Inquisition allerdings fortgesetzt wird, dürfen Sie gerne deutlicher werden – verlassen Sie Ihr Date vorzeitig und sagen Sie kühl, aber bestimmt, dass sie offenbar nicht die Person wären, die der Andere zu treffen gehofft hatte.
Der dritte Fall – Angst vor Persönlichkeitsverletzungen
Die ist sozusagen die Umkehrung der Inquisition: Sie vermuten hinter jeder persönlichen Frage, so harmlos oder offen sie auch sein mag, einen Eingriff in Ihre Persönlichkeit. Sie haben vielleicht gelesen, dass Sie niemals etwas von ihrer Persönlichkeit preisgeben sollten, und sie handeln danach. Leider führt dieser Weg in die Irre: Kennenlernen bedeutet, sich einander vorsichtig zu öffnen. In bestimmten Kreisen der Gesellschaft gehören die dabei verwendeten Verfahren zum sozialen Standardrepertoire, aber in manchen anderen sind sie so gut wie unbekannt. Mein Rat: Suchen sie in diesem Fall mindestens Freundeshilfe, im Zweifel aber auch durchaus professionelle Hilfe.
Das erste Mal – wie ein Blatt im Winde?
Ihr „erstes Mal“ in Form des Blind Dates bewältigen Sie am besten, wenn sie es wie eine „neue, erregende Erfahrung“ ansehen. Versuchen Sie, das Verhalten des Anderen, Ihr Verhalten und die Situation, in der Sie sich befinden, vom Standpunkt eines zufälligen Beobachters zu sehen – das hilft. Sie sind kein „Blatt im Winde“, wenn Sie dies nicht sein wollen.
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