Die neueste Masche: Dating ist schlecht für Frauen
Der Frosch kann sich eine Krone aufsetzen: Tausende von Frauen tanzen um ihn herum und versuchen ihn zu küssen. Das bringt die Hardliner-Feministinnen, Single-Aktivistinnen und andere Ideologinnen auf die Palme: Frauen hungern sich schlank, tragen im Frühling kaum noch mehr als Dessous, stelzen auf High Heels herum und warum das alles? Nur um so einen blöden Frosch zu knutschen, der nicht von selbst aus dem Teich heraus will? Bah … das machen „wir Frauen“ nicht mehr mit. Dating ist „outdated“. Das Wortspiel sagt uns: Frauen, die noch Männer daten, sind total altmodisch. Frauen brauchen keine Dates, keine Dating-Agenturen – sie brauchen eigentlich gar nichts, weil sie gerne Single sind. Basta Männer, hört ihr? Männer verpisst euch, keiner vermisst euch. Das ist werde neu noch originell, aber in diese Tröte darf man heute offenbar wieder blasen.
Männer sind nicht so, wie (manche) Frauen sie gerne hätten
Am selben Tag, an dem ich dies lese, kommt mir abermals das Lamento zu Ohren, das mir inzwischen sattsam bekannt ist: Frauen zwischen 30 und 45 beschweren sich, dass „Männer so schwer zu finden sind“. Die einen wollen nur Sex – die anderen sind langweilig“, sagen Frauen, die eigentlich selbstbewusst sein müssen: Akademikerinnen, mitten im Leben stehend, klagen Männer an, nicht so zu sein, wie sie sie gerne hätten.
Der Geschlechterkampf wird aus Sensationslust angeheizt
Kein Wunder, dass der Geschlechterkampf von der Presse wieder munter angeheizt wird. Zwar haben Forscher kaum Unterschiede in den Lebensbedürfnissen von Männern und Frauen gefunden, aber je weniger sie finden, umso mehr schwappt eine Welle der Ideologie über die Welt. Die lamentierenden Frauen, so der Tenor, trügen keine Verantwortung für ihre Unfähigkeit, sich auf die Realitäten einzustellen – die Umstände, die sind es, die Frauen hindern, glücklich zu werden. Man hätte auch gleich motorisierte Gebetsmühlen aufstellen können – wahrer wären die Behauptungen dadurch nicht geworden.
Gerade schreibt Gregor Philipp Lindner in seinem Buch „Die individuelle Liebe“, dass wir so gut wie alle die Möglichkeiten einer wirklich „individuellen Liebe“ noch nicht ausgelotet haben. Er führt dies drauf zurück, dass dazu langfristige Lernprozesse nötig wären, die noch nicht stattgefunden haben.
Lösungen wären vorhanden – aber Schuldzuweisungen sind ja so bequem
Selbstveränderung, individuelle Kommunikation, öffentliche Aufklärung und Einsicht in die Prozesse, die am Wandel beteiligt sind – das wäre die Lösung für manches Problem. Doch dies findet nicht statt, und auch dafür steht der Grund im Buch: Wir erwarten schnelle Erfüllungen, und diese sind mit Vernunft und Kommunikation nicht zu erreichen. Das Interessante: Lindner sagt es geschlechtsneutral, und er setzt auf den Lerneffekt. Die Feministinnen und ihr Anhang sagen, dass es keine Verantwortung für diesen Zustand seitens der Frauen gibt – also müssen wohl die Anderen schuld sein.
Sie ahnen, was einfacher ist? Gesellschaft ist schuld, Staat ist schuld, Kapitalismus ist schuld, Männer sind schuld. Vor allem Letztere müssen gegenwärtig viel aushalten – freilich nur dann, wenn sie den Wind von vorne bekommen – und das geschieht so gut wie nur noch in den Medien, die sich immer freuen, wenn die Fetzen fliegen. Es wäre wirklich sinnreicher, einmal den Hintergrund zu beleuchten, vor dem die Unfähigkeit entsteht. Wenn es ein fast unbedeutender Autor wie Gregor Philipp Lindner kann, warum können es dann die großspurig auftretenden Forscher an unseren Universitäten nicht?
Frauen und Männer müssen sich damit abfinden, dass sie neu lernen müssen
Kommen wir zurück zum Anfang: Der Frosch, um den tausend Frauen in verführerischen Dessous herumtanzen, damit er sie küsst, ist eine schwachsinnige Erfindung. Ihn gibt es bestenfalls in einzelnen Exemplaren, die man suchen muss wie die Nadel im Heuhaufen. Tatsächlich beklagen sich immer mehr „Froschmänner“, dass sie erst gar nicht zum Küssen eingeladen werden – aber das wäre ein anderes Thema, denn auch diese Frösche müssen sich mit den Gegebenheiten der Partnerwahl abfinden. Wir müssen aneinander lernen, und dies möglichst rasch – damit die „individuelle Liebe“ sich nun endlich durchsetzen kann.
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