Die Nischen-Datingseiten: lohnend für Kunde und Inhaber?
Nischen-Dating war neben Adult-Dating und Casual Dating eines der meistgebrauchten Stichworte in Barcelona. Schnell wurde klar, warum: In Nischen ist noch etwas Geld zu verdienen, wenn man nicht gleich Millionen investieren will. Tatsächlich scheint es so, als können Nischen-Dating noch ausgebaut werden, und zwar paradoxerweise in so unterschiedlichen Bereichen wie „Christliches Dating“ und „Fesselungs-Liebhabern“.
Der Grund, so Teilnehmer am Barcelona Online Dating Summit, läge auf der Hand: Wer eine Nischen-Dating-Seite begründet, der kennt sich aus in seiner „Gemeinde“ und hat dort bereits Freunde. Auch die Werbung ist viel einfacher: Meist steht man schon vorher mit potenziellen Mitgliedern in Kontakt, sodass die Mund-zu-Mund-Propaganda sofort anlaufen kann.
Nischenseiten haben nicht selten etwas Sektiererisches – aber gerade das macht sie so attraktiv. „Man kann Nischen füllen und sogar noch Nischen von Nischen“, sagte ein Teilnehmer, solange man genügend Profite macht. Das bedeutet: „Oben“ muss Kompetenz vorhanden sein, und „unten“ muss die Nische noch so groß sein, dass man einige Hundert zahlende Mitglieder pro Monat zusammenbekommt , falls Freemium-Modelle angeboten werden.
Die Gründe für den Erfolg oder Misserfolg liegen bei Nischenseiten eng beieinander:
1. Gründer mit eigenen Kenntnissen in der jeweiligen Nische sollten die Technik (möglicherweise auch die Vermarktung) anderen überlassen, die es besser können.
2. Gründer, die keine Ahnung von der Nische haben, in die sie springen wollen, haben kaum Aussicht auf Erfolg.
Beim Dating über Nischenseite ist für Gründer wichtig, eine Gruppe anzusprechen, die um (nahezu) jeden Preis Gleichgesinnte kennenlernen will. Das ist meist nur bei religiös oder streng ideologisch orientierten Gruppen der Fall. Aus dieser Sicht wird auch deutlich, warum so unterschiedliche Gruppen wie „engagierte Christen“, „Schmerzlust-Liebhaber“ oder „kompromisslose Veganer“ für solche Nischen infrage kommen, „Menschen ab 50“ oder „Hobbyfotografen“ jedoch nicht.
Aus der Sicht „echter Nischen“ fällt viele Licht auf die Bemühungen einer deutschen Online-Partnervermittlung, „alle Nischen“ abdecken zu wollen und dabei den Bogen zu weit zu spannen. Nach den Erfahrungen aus Barcelona wollen gesellschaftliche „Randsiedler“ nicht Mitglied einer Gemeinschaft von Randsiedler werden, sondern einen ganz speziellen Kreis vorfinden, in dem sie sich auskennen.