Schicke Liebe in Fesseln: Was Frauen nicht sagen dürfen
Es war vor etwa 15 Jahren. Eine junge Architektin gestand mir, dass sie sich nichts sehnlicher wünsche, als von ihrem Mann gefesselt zu werden … und bei all dem, was dann folgte, solle er sie bitte nicht schonen. All dies wollte sie ausschließlich von ihrem Mann bekommen, der sich aber davor fürchtete, in das Spiel einzuwilligen.
Was ich damals noch nicht wusste: Es ist eine gängige Fantasie. Was ich hier schildere, ist lediglich die die Kindergartenversion für meine Leserinnen und Leser, die ein bisschen schreckhaft sind, wenn es um Unterwerfungen geht.
„Überwältigt, niedergerungen … und … schweißüberströmt ans Bett gefesselt zu werden“, so schreibt Helene Aecherli in der Schweizer Frauenzeitschrift „Annabelle“, „und dem Partner und vor allem sich selbst vollkommen ausgeliefert zu sein, ist doch DIE erotische Fantasie von Frauen schlechthin.“
Gut, dass dies eine Frau schreibt – Männer wären sofort des Platzes verwiesen worden, wenn sie es behauptet hätten. Doch Insider überraschen diese Wünsche auf gar keinen Fall: Die „Spielzeuge“, die in Erotik Online-Shops gekauft werden, dienen oft dem Zweck, den Partner in seiner Bewegung zu hemmen, also auf Deutsch zu fesseln. Dazu noch einmal Frau Aecherli mit einem weiteren Zitat aus Annabelle:
Leiterinnen von sexuellen Selbstfindungsseminaren wissen das schon längst: Wenn Teilnehmerinnen aufgefordert werden, Utensilien mitzubringen, die sie schon lange mal beim Sex verwenden wollten, sich aber nie getrauten, dann hätten die meisten Handschellen und Seidenfesseln im Gepäck.
Die Autorin hat weitere Erfahrungen gemacht, die ich Ihnen als Lektüre anempfehle. Die Feministinnen, die jetzt dicke Backen bekommen, sollten besser ihren Mund halten. Denn obgleich die Fesselung und die Unterwerfung manchmal als „typisch für dumme Weibchen“ gebrandmarkt werden, ist nichts dran: Männer lieben sie ebenso wie Frauen. Nicht das Geschlecht und die damit angeblich verbundene Veranlagung ist die Ursache, sondern der Zugewinn an Macht: Nur mächtige, selbstbewusste Frauen und Männer leiben die Demütigung, andere leiden darunter. Sich fesseln und demütigen, schlagen und erniedrigen zu lassen, ist also ein Beweis für die Emanzipation, nicht für den Rückfall in die Rolle des „Weibchens“.
Womit mal wieder klar wäre: Das idiotische Spiel: „Männer sind brutale Wölfe“ und „Frauen sind sensible Lämmlein“ funktioniert überhaupt nicht mehr. Auch Wölfinnen wissen heute, wie man sich in einen Schafspelz kleidet, um sich einmal richtig wie ein dummes kleines Schäfchen verwöhnen zu lassen. Übrigens: Frauen über 40 sollen besonders wild auf Rollenspiele sein, meint ein bekannter Schweizer Dominus – laut Helene Aecherli, die ihn gesprochen haben will.
Lesen können Sie zum Thema auch ein Buch in englischer Sprache: “Fifty Shades of Grey“ von E. L. James. Auch sinnvoll zu lesen: Franziska Gerstenberg: „Spiel mit mir“, das deutlich „harmloser“ mit einem ähnlichen Thema umgeht.