Frühling – Gefühle und nichts als Gefühle?
Singles bekommen derzeit wieder Triefaugen, wenn sie verliebte Paare sehen. Denn mit jedem Grad, das unsere Außenthermometer mehr zeigen, wird deutlicher, wie viele liebende Paare es gibt.
Das Phänomen kann man auf unterschiedliche Art erklären, aber sehr wahrscheinlich ist, dass sich die “Herbst- und Winterpaare“ nun hinauswagen. Leicht bekleidet und immer noch relativ frisch verliebt sagen sie den anderen: „Hey, guckt mal, wir sind ein Paar – und was für eines!“ Ich habe in einer Stadt gelebt, indem sich junge Paare ab Frühling stundenlang auf den Bänken herumdrückten, die Frauen teils rittlings auf ihren Männer, damit man einander intensiver spürt. Das zieht schon in den Lenden und in der Psyche, wenn man alleine lebt.
Singles sehen dann meist betreten weg – und frusten weiter herum. Die Hauptgründe sind immer die gleichen:
1. Man sieht sich als „unattraktiv“, und bemüht sich erst gar nicht, attraktiver zu werden.
2. Man „macht in Selbstzufriedenheit“, weiß aber genau, dass dies eine Lüge ist.
3. Man sucht nicht, weil man fürchtet, tatsächlich jemanden dabei zu finden. Das Motto: „Auch das mieseste Leben ist besser als jede Veränderung.“
4. Man behauptet, keine Zeit zu haben. Ja bitte schön: Wofür brauchen Sie denn ihre Zeit dann auf? Für Geld?
5. Man trägt ein Schild vor sich her: „Ich bin sehr anspruchsvoll“. In Wahrheit steht meist eine Larve dahinter, die bedürftig und begierig ist.
Ja, so geht es offenbar nicht. Ich schlage mal vor, die Sache ins Gegenteil zu verkehren, auch entgegen dem Trend.
1. Jeder hat attraktive Seiten, aber nur wenige Menschen kennen sie – sogar Frauen, die normalerweise um ihre Attraktivität wissen, schätzen sie gelegentlich falsch ein. Tipp: An der Erscheinung feilen, nicht an der Schönheit.
2. Selbstzufriedenheit ist gut, wenn sie ehrlich und verlässlich ist – aber dann hat man zumeist auch einen Partner. Die heutige sogenannte „Selbstzufriedenheit“ ist oft nur ein Stützgerüst – etwas Fassade, um nicht unglücklich zu erscheinen. Tipp: offen und selbstbewusst zu sein ist besser als „Selbstzufriedenheit“ zur Schau zu stellen.
3. Partnersuche bedeutet: Sich auf die Reise begeben, um emotional reicher zurückzukommen, als man gegangen ist. Wer im 21. Jahrhundert noch Veränderungen scheut, braucht einen Therapeuten, mindestens aber einen guten Freund. Tipp: Veränderungen fest in den Lebensplan mit einbauen.
4. Wozu haben Sie eigentlich „keine Zeit“? Zum Leben? Zum Genießen? Tipp: Rollen Sie ihren Lebensplan neu auf.
5. Haushalten Sie gut mir ihren Wünschen an die Menschen. „Nobody is perfect“, schon gar nicht Sie selbst. Überprüfen Sie ihre Vorstellungen und versuchen Sie, kompromissbereiter zu werden. Tipp: Geben Sie ihrem „Schwachen Ich“ gelegentlich nach und stillen sie Ihre Lüste und Begierden, aber vergessen Sie dabei nicht, weiter nach dem „akzeptablen“ Lebenspartner zu suchen.
Der Frühling führt – und verführt auch zu Leidenschaften, die nicht erklärbar sind. Wenn Sie ertragen können, durch wilde Leidenschaften und skurrile Amouren zu reiten, Lust und Seelenschmerz zu vermischen und sich jederzeit aus den Liebeswogen ans Ufer retten können – dann wagen Sie doch einfach die unvernünftige Liebe im Frühling.
Wenn nicht, dosieren sie gut, wen Sie treffen und wie verlässlich dieser Mensch Ihnen erscheint – und geben Sie sich dann ganz der Liebe hin, wenn Sie meinen, dass der Moment gekommen ist. Im Frühling ist es leichter, zu diesen Zielen zu kommen als in jeder anderen Jahreszeit.