Lebenspartner finden Sie nicht beim Online-Partner-Shopping
Ihren Lebenspartner finden Sie voraussichtlich nicht im Dating-Online-Shop. Nun gibt es keine „Shops“ für Partner, aber durchaus eine Shopping-Mentalität. Sie ist nicht so völlig neu: Auch im Bürgertum des 19. Jahrhunderts wurden smarten Männern Geldbeträge im Wert mehrerer Immobilien geboten, wenn sie den Vätern die überfälligen Töchter abnahmen. Auch das Shopping per Klassik-Partneragentur oder per Heiratsanzeige war nicht so selten, wie man es sich heute vorstellt.
Blödsinn: Traumpartner & Co.
Mögen die Schlagerbranche, die Verlagswelt und die Fernsehanstalten auch Kitsch in Massen produzieren, in denen die Heldinnen und Helden strahlen – die Realität kennt andere Maßstäbe. Zwar produzierten diese „üblichen Verdächtigen“ schon immer Illusionen, sie tragen aber in Verbindung mit dem Internet mehr und mehr dazu bei, dass Partnersuchende sinnlosen Idealen nachstreben. Mit anderen Worten: Sie fördern die Shopping-Mentalität.
Triebe ausleben: hüpfen von Ast zu Ast
Irgendwann sollte man sich einmal ausgev… haben. Doch Frauen und Männer hüpfen heute wie die Vöglein von Ast zu Ast, ohne irgendwo ein Nest zu bauen. Kurzzeitbeziehungen, von zwei Wochen über neuneinhalb Wochen bis zu sechs Monaten. Dann hat man den Spiel- und Sextrieb genügend ausgelebt, und die Emotionsbatterien sind aufgefüllt. Für seriöse Partnersuchende ist dies lästig, aber kaum vermeidbar. Hauptsache, man lernt aus den eigenen Fehlern und beendet das Beziehungs-Shopping ein für alle Mal.
Sex ist nicht das Problem, sondern …
Die blutleeren Moralisten behaupten, Sex wäre das Problem. Ich hoffe, dass sich diese Rasselbande irgendwann einmal von ihrem Kernproblem befreit, Sex als sinnlos anzusehen. In Wahrheit nehmen die Liebhaber des Wechsels gerne alle Arten von Emotionen auf, genießen sogar eine Weile die Bindung. Doch dann fällt irgendwie irgendwas ab … meist wissen die Betroffenen selber nicht, was es ist. Doch eines haben alle gemeinsam: Die Bindung wird als lästig empfunden.
Die Froschküsserrinnen und Froschküsser
Das Märchen von der Prinzessin, die eine hässliche Kröte oder meinetwegen einen Frosch küsste, sollte bürgerliche Mädchen darauf vorbereiten, dass der Mann, den sie ins Bett bekommen, auch ein hässlicher Fettsack mit Geld sein konnte. Dennoch ist etwas dran: Frauen und Männer, die im Aussehen, in der Bildung und im Einkommen als „zweite Wahl“ erscheinen, können durchaus emotionale, künstlerische, gestalterische, soziale oder erotische Fähigkeiten haben. Sehr ratsam: sehen sie sich die Profile durch, die nicht dauernd „geklickt“ werden.
Aneinander wachsen – die Liebe
Neben all dem kitschigen Geschwätz über „die Liebe“ gibt es eine Liebe, die „inniglich verbindet“ – doch die muss man für sich selbst finden – und das geht mit „Traumpartnern“ viel schwerer als mit Partnern, die „zusammenwachsen“. Der Grund: Im Traumpartner sieht man ein Ideal, im gewöhnlichen Partner eher die Person als solche.
Jenseits von Sex und Liebe – Synergien aus Beziehungen
Das Beste an den modernen, in Freiheit und Selbstbestimmung erwählten Beziehungen wird oft verkannt: wirtschaftliche, emotionale und soziale Synergien, die aus der Beziehung selbst erwachsen. Das Ganze (also das Paar) ist dabei mehr, als beide Teile es zu sein vermögen, oder mit anderen Worten: Gemeinsam ist man stärker. Es ist schade, dass in den Schulen keine Kybernetik gelehrt wird. Dann wüssten schon Schüler, dass hier natürliche Prozesse wirken, die uns Menschen helfen, unser Leben zu gestalten.
Fazit – Shopping von Partnern ist ein persönlicher Defekt
Gesellschaftlich sind das „Shopping“ von Partnern, die „Traumpartner“-Mentalität und der Egoismus („allein bin ich am stärksten“) gefährliche Viren, die offenbar einen großen Teil der der jungen Erwachsenen bis hin zur mittleren Generation befallen haben. Für den Einzelnen ist es ein Fehler in der Persönlichkeitsbildung, der möglichst vor dem 30.Lebensjahr behoben werden sollte – mit gegen 40 kann es bereits zu spät sein. Man braucht keine „Shrinks“ (Psychotherapeuten) um das Problem zu beheben. Es reicht völlig, ein paar Tage lang mit bescheidener Nahrung und ohne Medien zu leben, lange Spaziergänge zu machen und vielleicht einmal auf die „einfachen Leute“ zu schauen.
Versuchen Sie es doch einfach. Es zahlt sich aus.
(„Synergie“ = Kraft, die sich aus der gegenseitigen Förderung ergibt)