Dating: Nur „Zusammenschreiben“ ist keine Recherche
Wieder einmal ist es passiert: Wer aus Versatzstücken einen Artikel zusammenschreibt, ohne etwas von der Materie zu verstehen (oder sinnvoll zu recherchieren) muss sich vorwerfen lassen, oberflächlich zu sein.
Diesmal ist es Media-Bubble. Zwar sind alle zitierten Stellen „irgendwie“ richtig, doch bietet der Flickenteppich am Ende ein falsches Bild. Zitat:
Dennoch sollte diese Masse nicht als unzähmbar angesehen werden, denn durch immer stärkere Spezialisierung der Angebote auf bestimmte Zielgruppen steigen auch die Chancen auf den Traumpartner.
Das ist eine völlig unbewiesene Behauptung, zumindest, wenn man die Sache noch auf den „Traumpartner“ reduziert. Sie wird auch durch Erfahrungswissen nicht abgedeckt. Wer, bitte schön, sollen denn diese ominösen Zielgruppen sein? Gays, Sexsucher, Extremchristen, Vegetarier?
Dann folgen die üblichen sinnlos aneinandergereihten Behauptungen: „Matching“ sei sinnlos (es hat einen Sinn, wenngleich einen anderen als behauptet wird), die „große Auswahl“ würde überfordern (sie ist wesentlich geringer, als die meisten von uns glauben, mathematisch absolut beweisbar).
Weiter geht´s mit der üblichen Behauptung, nur ein Drittel der Partnersuchenden seien im Netz erfolgreich, und dies würde eine Studie ergeben haben. Was daran stört, ist das „nur“. Offenbar erreichen satte zwei Drittel der Partnersuchenden Online, was sie bisher Offline vergeblich versucht haben – und das ist ein bemerkenswerter Erfolg.
Ebenso locker-flockig geht man mit Studien um: Die Frage ist nicht, wie sich ein „User“ einer Singlebörse verhält, wenn er Partner anschreibt, sondern welchen Partner er schließlich tatsächlich begegnet und mit wem er daraufhin eine Beziehung eingeht. Um zu wissen, ob „Männer“ nur auf Schönheit achten und Frauen auf einen Hochschulabschluss, bedarf es mehr als ein paar preiswert erstellter, locker-flockiger Studien – dazu benötigt man Langzeituntersuchungen.
Main Fazit: Vorsicht vor Verallgemeinerungen aller Art, auch wenn angeblich Forschungen etwas „bewiesen“ haben sollten. Am Ende entscheiden zwei Menschen darüber, ob sie zusammengehen wollen oder nicht – und warum sie das tun, hat noch kein Forscher wirklich begriffen – meist begreifen es die Liebenden ja nicht einmal selbst.