Der Trick mit „Gleich und Gleich“ – in Neuauflage
Weil sich das Prinzip „Gleich und Gleich“ nicht beweisen lässt und die „Big Five“ (Fünffaktorenmodell“) sich als Partnerübereinstimmungstest nicht eignen, verfallen Wissenschaftler immer darauf, sich eines Tricks zu bedienen. Wenn schon das Ganze so fragwürdig ist – vielleicht lassen sich dann einzelne Elemente so isolieren, dass sie dennoch als „Beweis“ dienen können?
Nun also will also eine Wissenschaftlerin anhand von „mehr als 6.000 Paaren“ herausgefunden haben (die Studie ist übrigens keinesfalls neu), dass nur drei Merkmale der „Big Five“ wirklich wichtig sind. Nach den Forschungsergebnissen sollen es Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit und Offenheit sein.
Auf den ersten Blick wird kaum ein Mensch bezweifeln, dass der einzige soziale Faktor der „Big Five“, die Verträglichkeit, für Menschen wichtig ist. Auch in der Kombination hätte die Sache Sinn – nur trifft sie auch zu?
Die BIG FIVE – der umstrittene Liebling der Wissenschaft
Betrachten wir zunächst die Wissenschaft. Das Modell der BIG Five ist hochgradig umstritten, weil es einen Pferdefuß hat: Die Umsetzung von Persönlichkeitsmerkmalen in Worte, denn die gleichen Worte bedeuten für Menschen (zumal in Übersetzungen) nicht das Gleiche. Zwar behauptet WIKIPEDIA, dass die „wesentlichen interindividuellen Unterschiede im Wörterbuch einer Sprache durch entsprechende Begriffe repräsentiert werden.“ Dies trifft indessen nur auf einen kleinen Kreis besonders gebildeter Menschen zu, die mit diesen Wörtern etwas „anfangen“ können.
Persönlichkeit: Dümmlicher Streit um Merkmale – zu viel oder zu wenig?
Neue Kritikpunkte, das haben wir nun zur Genüge erfahren, bestehen darin, dass fünf Merkmale zu wenig wären – und nun sollen es weniger sein? Bleiben wir bei der Wissenschaft, so sehen wir, dass sich das Modell „NEO“, aus den BIG FIVE entwickelt, ebenfalls auf drei Begriffe reduziert, aber auf drei andere: Neurotizismus, Extraversion und (hier übereinstimmend) die Offenheit für Erfahrungen. Sollte man nun etwa mehrere, auf drei angebliche „Persönlichkeitsmerkmale“ reduziertes Modell aufbauen? Oder was überhaupt ist der Sinn dieser fragwürdigen Forschungen?
Gleich und Gleich – das Prinzip wird „Schöngeforscht“
Vor allem geht es darum, den höchst umstrittenen und niemals bewiesenen Gleichheitsgrundsatz ständig neu zu beforschen. Man könnte dies als ein (für das Volk recht teures) wissenschaftliches Spielchen bezeichnen, in dem es darum geht, „doch noch etwas recht zu haben“. Man muss dazu wissen, dass namhafte Paartherapeuten den Gleichheitsgrundsatz als „nicht vorhanden“ abtun – diese Leute sind, im Gegensatz zu akademischen Forschern, Praktiker – sie müssten es also besser wissen. Dennoch verstieg sich die Wissenschaftlerin zu dieser Behauptung (Zitat nach der „WELT“)
Man kann sagen, dass nur die Partnerschaften überleben, bei denen die Ansichten übereinstimmen.
Im vorliegenden Fall hat man Paare untersucht, die bereits viele Jahre in einer angeblich „glücklichen“ (wo sind denn da die Maßstäbe?) Partnerschaft leben. Die Forscherin hat (laut WELT) herausgefunden, dass
Paare, die bereits seit Jahren in einer glücklichen Partnerschaft miteinander lebten, … deutlich ähnliche Charakterzüge (zeigten) – vor allem was die Freundlichkeit und das Einverständnis anlangt.
Mindestens in der journalistischen Nachbereitung blieben also nur zwei recht vage Merkmale übrig – aber was ist davon generell zu halten?
Gleich, weil sie sich angepasst haben oder Gleich von Grund auf?
Im Blog „Liebe im Sinn“ heißt es:
Doch keine Angst für diejenigen unter uns, die sich bei ihrer Partnerwahl eher an den Leitsatz „Gegensätze ziehen sich an“ gehalten haben, – die Forscher haben auch herausgefunden: Je länger eine Beziehung anhält, umso ähnlicher werden sich die Partner.
Ja, das haben Sie – allerdings nicht die gleichen Forscher. Denn wann immer Forschungen wie die der Beatrice Rammstedt veröffentlicht werden, melden sich sogleich andere Forscher, die ein wichtiges Argument ins Feld führen: Menschen verändern sich in Partnerschaften, wenn sie über längere Zeit halten – ja, sie müssen sich sogar verändern, DAMIT sie längere Zeit halten.
Wäre das so, dann wären die angeblich so „neuen“ Forschungsergebnisse nichts wert: Dann würde untersucht, dass sich Paare, die sich erfolgreich aneinander angepasst hätten, eben auch längere Beziehungen hätten.
Meinen Leserinnen und Lesern rate ich dreierlei:
– Misstrauen Sie akademischen Forschern – sie sehen nur, was sie sehen wollen.
– Vertrauen sie bei der Partnerwahl Ihrer Intuition einerseits und ihrem Sachverstand andererseits. Das ist eine gute Kombination.
– Bauen Sie auf die Eigenschaften: Humor, Verträglichkeit und Problemlösungskompetenz, wenn Sie im Zweifel sind.
Weitere Quelle: „Bild der Wissenschaft“