Das nächste Revolutionönchen in der Datingbranche
Wenn ich wüsste, wie man die darbende Dating-Branche retten kann, dann würde ich hier nicht dieses kleine, aber feine Magazin herausgeben, sondern mir für die dann fließende satte Kohle sofort ein neues Komfort-Automobil einer Nobelmarke bestellen oder eine kleine, schnuckelige Villa kaufen. Andere aber schreiben bereits heute in einem Blog, wie die Rettung der Partnersuche für die Menschheit aussehen könnte und nennt drei angeblich bahnbrechende Entdeckungen die Branche „revolutionieren“ könnten.
1. Die Pille beeinflusse angeblich unsere Partnerwahl – wie „diverse Studien“ ergeben hätten.
2. Menschen stellen oft fest, dass ihre Soll- oder Wunschpartner (partner preferences) nicht mit ihren Ist-Partnern übereinstimmen.
3. Was Menschen attraktiv aneinander finden, ist nicht dasselbe wie das, was sie glücklich machen könnte. (Kompatibilität zwischen Partner findet man in Gleichheit auf einem hohen Persönlichkeitsniveau, soweit Langzeitbeziehungen betroffen sind).
Abgesehen davon, dass keine der Studien explizit genannt wurde, handelt es sich nicht um gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse, sondern in allem Fällen um bloße Annahmen, von denen keine durch Langzeituntersuchungen gestützt werden kann.
Es ist vielmehr so, dass gewisse wissenschaftliche Erkenntnisse hier mit Annahmen vermischt werden, die an sich schon völlig unsinnig sind:
1. Die erste Annahme unterstellt, dass Frauen hirnlose, von ihren Trieben bestimmte Gestalten sind, die nicht unterscheiden können, was ihnen gut tut und was nicht.
2. Hier wird behauptet, dass der Soll- oder Wunschpartner überhaupt zu haben gewesen wäre – und dass der IST-Partner aufgrund eines Fehlers bei der Partnerwahl unbeabsichtigt gefunden wurde. Ja, wäre der denn zu haben gewesen? Und wann, wie und wo?
3. Es ist wahr, dass Menschen oft etwas attraktiv am anderen finden, damit auf Dauer aber nicht leben können. Na und? Das ist ein Teil des Lebens, eine vielleicht notwendige Erfahrung, und weiter gar nichts. Es ist nach gegenwärtigem wissenschaftlichen Stand absolut unmöglich, eine glückliche Ehe vorauszusagen – schon allein, weil sie vom guten Willen beider Partner abhängt.
Ganz generell lassen sie mich bitte hier und heute eines sagen: Hören wir nicht auf die falschen Propheten! Sie sind alle lediglich Teilnehmer an einem Spiel, an dem es darum geht, Meinungen auf einen riesigen Haufen zu karren und dabei die wichtigste Tatsache zu vergessen: Wir sind Menschen, und wir haben das Recht, Fehler aller Art zu machen und daran zu lernen.
Den Besserwissern halte ich hier und heute entgegne: Keiner von euch ist bereit, in den Schuhen eines Partnersuchenden zu wandeln und die Konsequenzen für sein Tun und Unterlassen zu übernehmen – vor allem kein Wissenschaftler.