Die Woche in Dating: Zahlenspiele, Beethoven und Prostitution
Vermutlich zum letzten Mal in diesem Jahr beschäftige ich mich mit Dating-Trends. Nachdem die Trends aus der Schweiz bei mir einiges Stirnrunzeln hervorgerufen hatten, war ich froh, vom Singlebörsen-Vergleich in Deutschland eine verlässlichere Prognose zu lesen. Dunkle Wolken überall, außer beim Casual Dating? Aber das ist lediglich die wirtschaftliche Beurteilung der Lage. Der Kunde (also der Partnersuchende, und möglicherweise SIE) wird nach dieser Prognose möglicherweise mit „Communities“ beglückt werden – oder eher belästigt?
Wird jetzt alles „Soziales Netzwerk“? – nein, glücklicherweise nicht
Das Thema ist heiß – denn ob sich die „Communities“ aka „Soziale Netzwerke“ aka „Web 2.0“ im Datingbereich durchsetzen, ist höchst zweifelhaft. Meiner Meinung nach etwas für Leute, die über den Schulhof schreien: „Ey, hört mal, ich hab‘ eine neue Freundin.“ Offenbar glauben selbst Gründer, sie könnten die Partnersuche entprivatisieren und alle würden mitmachen.
Wer „alles richtig machen“ will, den bestraft das Leben
Es gibt einen modernen Irrtum: Alles richtig machen zu müssen. In der Angst, irgendetwas falsch zu machen, folgen offenbar nach Tausenden zählende Partnersuchende einer irrwitzigen Idee: „Nur wer sich nicht entscheidet, macht auch nichts falsch“. All die Angsthäsinnen und Angsthasen tragen dennoch das Näschen weiterhin hoch: Sie glauben, „Ansprüche“ zu haben – und scheitern kläglich. Dabei könnte man auch glorios scheitern – wenn man eine Kultur des Scheiterns hätte. Übrigens ist längst bewiesen, dass die Anspruchshaltung die Chancen auf eine Partnerschaft vermindert. Dazu braucht man keine Psychologie – ein bisschen Menschenkenntnis, der Einsatz von Logik und Mathematik würde völlig ausreichen, um dies zu beweisen. Kurz und bündig und nicht im Artikel enthalten: Je mehr Ausschlusskriterien sie haben, umso mehr reduziert sich die Anzahl der Partner: Bestenfalls ein Promille der Partnersuchenden bleiben für Sie – aber möglicherweise bewerben sich um diesen „einen unter Tausend“ mehrerer Dutzend Interessenten.
Schön scheitern mit Romantik
Zum Scheitern gehört auch das Streben nach Romantik. Es ist eng verbunden mit den Märchen, der Mädchenerziehung und Resten der Bürgerfassaden. Davon leben ganze Branchen, namentlich die Schlager- und Filmbranche, und das sollen sie meinetwegen auch – aber Hände weg von einer „Erziehung zur Romantik“. Das musste mal in einem „Tacheles“ gesagt werden.
Im „Kampf“ oder Krampf um die besten Methoden von Partnerübereinstimmungstests hat das eHarmony-Blog einen Bock geschossen. Man kann es dem Blogger nicht einmal verübeln, dass er falsch rechnet: Fast alle Branchenteilnehmer rechnen mit Mondzahlen, und so kann es eben auch passieren, dass Mondzahlen als verlässliche Zahlengrundlagen interpretiert werden.
Prostitution und Dating
Ein Thema, das noch recht wenig behandelt wurde, ist „Casual Dating und Prostitution“. Die Grenzen sind manchmal fließend, und schon deshalb wird nicht darüber geredet. Tacheles: Gewöhnliche Prostituierte lassen sich fallweise bezahlen – und sie stehen im schlechtesten Ruf. Sogenannte Escorts werden stunden- oder tageweise bezahlt – das ist zwar auf Dauer auch rufschädigend, und es gilt ebenfalls als Prostitution, doch spielt man da in einer anderen Liga. Doch inzwischen gibt es auch eine „Oberliga“: Dort heißt der Hurenlohn inzwischen „Sponsoring“ und wird monatsweise ausgezahlt – wie ein Gehalt. Allerdings ist man dort auch täglich kündbar, und alle Damen, die dort tätig sind, würden sich gegen die Berufsbezeichnung „Prostituierte“ heftig wehren. Die „Mauer des Schweigens“ wird selten durchbrochen. Offiziell sortiert man jedenfalls „Escorts“ aus den Datenbanken der „Sugar Baby“ Anbieter aus.
Ob auch Damen die Dienste von Herren annehmen, die sich prostituieren? Die sogenannten „Cougars“ stehen in Verdacht – doch tun sie es wirklich? Tatsache ist, dass die Verbindung junger Männer und reifer Frauen zumindest auf Zeit durchaus sinnvoll sein kann.
Die Wissenschaft benutzt jetzt offenbar Daten von Dating-Agenturen
Die Wissenschaft hat mal wieder etwas festgestellt – und sie schämt sich abermals nicht, ihre dürftigen Erkenntnisse weltweit zu verbreiten. Hintergrund ist die Behauptung, religiöse Menschen seien stabilere Charaktere. Neuerdings forscht man dabei mit Fragebogen aus Partnerübereinstimmungstests. Auch eine Methode, aber mit Sicherheit nicht die beste. Das meint auch ein Wissenschaftskritiker – aber der sitzt im fernen Australien und geht den Deutschen damit kalt den Rücken herunter. Übrigens: nette Botschaft für alle Kunden, dass Wissenschaftler jetzt ihre Daten auswerten dürfen, nicht wahr? Ach ja … es ist ja alles anonymisiert.
Journalisten, frische Brötchen, alter Käse und Beethoven
In der Ulkfraktion trat diesmal Herr Beethoven auf und mit ihm die Frage, wie viele PARSHIP-Frauen er beeindruckt hätte. Viele – um es kurz zu sagen.
Die Wochen in Dating? Viele hoffen darauf, dass der Valentinstag die erhoffte Geschäftsbelegung bringt, denn zwar hören wir immer wieder die üblichen Jubelschreie des Erfolgs – aber dabei bleibt es auch. Ob sich die Erfolge tatsächlich einstellten, ist ungewiss. Die Branche kämpft mittlerweile um jeden Kunden und dies mit den unterschiedlichsten Argumenten. Hier noch mal ein Aufruf: Indem Sie die Liebepur unterstützen, unterstützen Sie die Wahrheit über Online-Dating – auch die schöneren Wahrheiten. Also, liebe Journalistinnen und Journalisten: Holen Sie sich die Informationen dort, wo sie taufrisch sind wie die Bäckerbrötchen, und nicht in der Buchhandlung, wo sie alten Käse angeboten bekommen.