Tacheles: nie wieder Romantik!
Nein, ich will Ihnen nichts nehmen – wo immer Ihre Gedanken sind, wenn Sie „Romantik“ hören – summen Sie bitte weiter vor sich hin, verklären Sie weiter den Blick und sehen sie liebevoll den Stoffhasen an, der damals zusehen durfte, wie Sie ihre romantische Phase durchlebten.
Zumeist war es der Moment zwischen „danach sehnen“ und sich „doch nicht trauen, es zu tun“, der uns später als „romantische Liebe“ erscheint. In einem Schlager heißt es: „Ein Junge, ein Mädchen, eine Laterne“ … und vielleicht noch eine Wiese, eine Parkbank oder ein Gebüsch am Flussufer. Ja, man hat sich gesehnt, hat die Lust lange zurückgehalten, obgleich sich bereits der Busen hob, hat nur zaghaft Zärtlichkeiten zugelassen … aber man hat den Hochseilakt noch nicht gewagt – zu wenig Übung, zu viel Angst.
Wem würde man diese Romantik nicht gönnen?
Die Frage ist nicht, was wir fühlen – alle unsere Gefühle sind frei, geheim und privat, und wenn Sie meinen, dass sie schönste zeit ihres Lebens gewesen sei, nachts auf feuchtem Moos zu liegen und ihrem Liebsten das erste Mal ihre schöne Brust im Mondlicht zu präsentieren – dann ist das für Sie so. Die Frage, die ich hier stelle, und die ein „Tacheles“ verdient, ist eine andere: Wollen, sollen und dürfen wir zur romantischen Liebe erziehen?
Hände weg von der Erziehung zur Romantik!
Machen wir es bitte kurz: Die sogenannte „romantische Liebe“ ist im Kern die unwissende, noch unerfüllte Liebe, in der wir die Begierde noch zügeln – das funktioniert sogar im Erwachsenenalter noch. Der Moment in dem uns bei der Berührung durch den Anderen noch Schauer über en Rücken laufen, sich der Geschmack auf der Zunge verändert und uns bisweilen kleine Blitze vom Kopf bis in die Genitalien durchziehen. Aber wir dürfen uns nicht drauf verlassen, dass diese Liebe unerfüllt bleibt – und deshalb müssen wir realistisch bleiben, was die Liebe betrifft. Sie setzt nun einmal urwüchsige, animalische Kräfte frei, die wir kennen und beherrschen lernen müssen. Mit anderen Worten: Wir müssen vorbereitet sein auf den Moment, in dem das Verlangen übermächtig wird und die romantische Liebe sich im Liebesverzug fortsetzt. Mutter Natur kennt keine Moral, sondern nur die Durchsetzung ihres immerwährenden Auftrags: Die Fortpflanzung. Religiösen Fanatikern sei geraten, dazu einmal einen Blick in die Genesis zu werfen und zu lesen, was der Schöpfergott dazu zu sagen hatte.
Nie wieder Romantik! Keine romantisierende „Mädchenerziehung“ in der Welt der Gebrüder Grimm! Keine neue Auflage der bürgerlichen Lügenwelt mit ihren Pappfassaden!
Wir alle können Stolz darauf sein, wie sich unsere westliche, europäische Welt entwickelt hat. Die Ideale von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit sind so gut wie durchgesetzt und Frauen stehen auf gleicher Ebene wie Männer – trotz der Unterschiede, die tatsächlich vorhanden sind und obwohl es jede Menge „Gegenbewegung“ gibt und gab.
Wer heute eine neue „Mädchenerziehung“ fordert, ist ein Narr – setzen wir also alle jenen aus Politik, Religion und Ideologie die Narrenkappen auf, die ihnen gebühren.
Lesen Sie mehr – auch mit weiteren Links – in CLACK.