Vorsicht – unwissender Wissenschaftler
Wenn Wissenschaftler eine Aussage treffen, dann legen die Damen und Herren in unseren heutigen populistisch orientierten Medien sofort die Hände an die Hosennaht, salutieren und sagen „Jawoll, Herr General“. Das wäre nicht weiter schlimm, wenn der Stuss nicht am nächsten Tag in der Zeitung stehen würde – und zwar als unumstößliche, weil „wissenschaftliche“ Wahrheit.
Der kritische Journalist Peter Schneider fragt in der „Basler Zeitung“: „Wie viel sind Studien Wert“ und erläutert dann:
Wissenschaften präparieren vielmehr auf jeweils eigene Art ihre Gegenstände, über welche sie Aussagen machen: Ihre Objekte sind real und konstruiert zugleich. In den Wissenschaften wird meist zugleich entdeckt und erfunden.
Eine andere Frage, die sich in diesem Zusammenhang stellt: „Wenn nicht an die Wissenschaft, woran sollen wir uns dann halten?“
Keine einfache Frage, nicht wahr? Fünf gute Tipps hätte ich für Sie:
1. Wenn die Wissenschaft Fragen beantwortet, die Sie gar nicht gestellt haben – einfach ignorieren.
2. Wenn Sie sich die Frage auch schon gestellt haben – untersuchen Sie, ob die Antwort der Wissenschaft wahrscheinlich ist – nach den Erfahrungen, die Sie und Ihre Freunde gemacht haben.
3. Misstrauen Sie Forschungen, die „an Studenten“ durchgeführt wurden. Studenten sind selten repräsentativ.
4. Seien sie überaus kritisch, wenn Forscher Ursachen und Auswirkungen miteinander vermischen. Dass sich Paare nach 40 Ehejahren ähnlich sind, heißt nicht, dass sie bei der Eheschließung bereits ähnlich waren.
5. Hüten sie sich vor den Verwaltern ewiger Wahrheiten. Wenn Sie heute ein Problem haben, kann es sein, dass dies aus Ihrer Jugend resultiert – muss aber nicht. Die Kernfrage ist eher: Warum haben ausgerechnet Sie das Problem, und warum tritt es jetzt auf?
Es ist bezeichnend, dass uns unsere Schulen nur sehr selten zum kritischen Umgang mit der Wissenschaft erziehen. Deshalb ein weiterer Rat: Wissenschaften sind Sichtweisen von Phänomenen, sie erklären aber nicht die Phänomene selbst. Ein Beispiel aus der jüngsten Zeit: Ein Sexualforscher wurde nach den Auswirkungen sexueller Süchte gefragt und sagte daraufhin, er sei Sexualforscher und kein Suchtforscher. Daraus könnte man schließen: Wissenschaftler, die über Menschen forschen, wissen etwas über ihre Wissenschaft, aber sie wissen nichts, was wirklich in uns geschieht. Woher sollten sie es auch wissen?