Verführen beim Date: Ist das noch ein Thema?
Manchmal fühle ich mich in die Welt der 1950er Jahre hineinversetzt. Zumal dann, wenn angebliche Profi-Verführer Ratgeber verfassen, wie man seine Online-Dame (es geht immer nur um Damen) beim ersten Date „verführen“ kann.
Ich bin inzwischen im 21.Jahrhundert angekommen, und auch das ist nun schon zehn Jahre alt. „Verführen“ heißt doch, in einem Menschen geheime Wünsche wachzurufen, die normalerweise nicht angesprochen werden sollten. (Von der etwas verklemmten Wikipedia-Defintion halte ich nichts).
Sehen sie, es ist nicht nötig, uns zum Essen zu verführen – Essen ist ein natürliches Bedürfnis, und in guter Gesellschaft schmeckt es einfach besser. Ebenso ist es mit der Sinnlichkeit: Sie ist ein Naturbedürfnis, das sich zu zweit einfach besser genießen lässt als allein. Sollten wir wirklich noch davon reden, dass „Verführen“ bedeutet, jemanden „für sexuelle Handlungen zu gewinnen“?
Nein, gewöhnliche Verführungen sind heute nichts als ein „Pax de Deux“, ein Spiel zu zweit, das nach wie vor sehr reizvoll ist, aber nichts mehr von dem frivolen Ränkespiel vergangener Zeiten an sich hat. Überhaupt wäre anzumerken, dass zu Verführungen immer zwei Personen gehören, von denen mindestens eine recht neugierig darauf sein muss, sich in die Hand einer Verführerin oder eines Verführers zu begeben.
Verführungen beim Blind Date? Ich denke, dies ist wirklich kein Thema mehr. Wer behauptet, dabei „verführt“ worden zu sein, erscheint mir verdächtig, eine Ausrede für das eigene Verhalten zu benötigen. Wenn wir heute vom „Verführen“ sprechen, sollten wir uns an die Fälle halten, in denen Neugierde, Gelegenheit und Verwirklichung tatsächlich noch in einen Strudel ungekannter Emotionen münden.
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