Herbst und Winter – nichts dahinter
Wer dieser Tage aufmerksam Pressemitteilungen las, bekam viele Informationen, die „irgendwie vertraut“ klangen: Der Herbst kommt, der Winter auch, und bald ist Weihnachten. Nun ja, wer hätte das gedacht, nicht wahr? Also mal langsam: Da wäre zunächst mal Rilke, Rainer Maria, Lieblingsdichter der Damen und sein viel zitiertes, melancholisches Gedicht über den Herbst:
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Daraus kann man selbstverständlich auf das Kunstwort „Wintimacy“ kommen, denn angeblich kuscheln sich die Paare im Herbst ein, während die Singles darben. Das Wort wurde erstmals im Herbst 2008 von der Hauspsychologin von ElitePartner verwendet (die Liebepur berichtete) und es erscheint dieser Tage (es ist wieder September) erneut in einer Pressemitteilung.
Ja, und Weihnachten? Alle Jahre wieder kommt das Christkind, und dann wird das Fest der Liebe eingeläutet – klar, im Konsum gibt es bereits seit drei Wochen Lebkuchen, da kann es nur um die Liebe gehen. Na, und was hat das Fest der Liebe mit der Partnersuche zu tun? Wir erfahren es: „Weihnachten war schon immer das Fest der Liebe – und zur Liebe gehören mindestens zwei“ –so kann man es natürlich auch sehen.
Fragt sich nur, was die Botschaft bei alldem ist: Hurtig, hurtig an die Futterkrippen? Schnell noch ein Schnäppchen machen, bevor der Herbst-Winter- oder Weihnachtsfrust den Single auffrisst?
Ich rate mal: Hirn auf Durchmarsch stellen. Rechts ins Ohr rein – links wieder raus. Die Liebe kennt keine Jahreszeiten, sondern will von uns vor allem die Bereitschaft, uns einem anderen Menschen zu öffnen. Wer allerdings bereit ist, der sollte jetzt suchen. Wissen Sie, der Herr Rilke in Eheren: Aber er lebte nun einmal in einer Zeit, die von der unseren 100 Jahre entfernt liegt – und seither haben sich auch die Bedingungen gewandelt, unter denen man zueinanderfindet.