Partnersuche ab 40: von der Schwierigkeit, zu wissen, was man will

Wir dürfen von der Presse (wie auch von den meisten Schriftstellerinnen) nicht erwarten, dass Positives aus der Welt der Partnersuche berichtet wird. In der Presse verkaufen sich Enttäuschungen gut, in Büchern sind es negative Erfahrungen, die in das Kleid des Humors gesteckt werden.

Partnersuche ab 40 – was willst du eigentlich?

Der neueste Erfahrungsbericht in der Morgenpost ist typisch für eine 40-Jährige, aber darüber hinaus auch typisch für die Art und Weise, in der Menschen überhaupt an die Partnersuche gehen: Wenn ich richtig gelesen habe, blieben die drei Hauptfragen unbeantwortet:

1. Was will ich eigentlich?
2. Wen will ich dafür?
3. Wohin soll die Reise gehen?

Da reicht nicht, wenn man Folgendes über sich weiß (Zitat):

Ich bin vierzig Jahre alt und Webdesignerin. Ich backe gern Apfelkuchen und schaue mir Kinofilme von Woody Allen im Original an. Ich verdiene mein eigenes Geld und weiß, wer ich bin. Meine Freunde finden, ich sehe passabel aus.

Der Weg der Protagonistin ging zunächst über eine Singlebörse mit Datenbank, die an sich ein ganz brauchbares Renommee hat: das Dating-Café. Doch wie überall wird auch dort klar: Nur wer weiß, wer er selber ist und klare Vorstellungen davon hat, was wer will, wer zudem Enttäuschungen locker wegsteckt und seine Lebenswünsche unter Kontrolle hat, wird mit diesen Singlebörsen glücklich.

Liebe ab 40 ist keine „Fortsetzung Desselben“

Etwas kommt hinzu: Liebe nach fünf Jahren Singledasein, vor allem aber als Frau um 40, ist ein Neubeginn, keine Fortsetzung desselben.

Das sollte auch klar sein, wenn eine Online-Partnervermittlung benutzt. Der Versuch der Frau von 40 ging über ElitePartner und PARSHIP am Ende auf eine konventionelle Partnervermittlung über. Bei ElitePartner gab es auf einen Schlag 350 Partnervorschläge. Ich habe zu Zeitungsanzeigen-Zeiten einmal eine schöne junge Frau beraten, die gegen 120 Antworten bekam – wir brauchten fast drei Stunden, um sie überhaupt nur grob zu sichten, und am Ende fanden wir sechs passable Kandidaten. Nun können Sie sagen, „da stand auch kein psychologischer Test dahinter“. Doch ob Test oder nicht – es ist zeitaufwendig und oft frustrierend, 350 Vorschläge zu lesen, zu beurteilen und einzuordnen.

Bei PARSHIP war laut dieser Frau von 40 alles ein wenig besser (Zitat aus gleicher Quelle wie oben):

Die Männer, die ich über PARSHIP gefunden hatte, waren eigentlich alle ganz nett. Einmal dachte ich sogar, es könnte mehr daraus werden.

Wieder ergibt sich für mich die Frage: „Frau, die du dies erlebt hast, was um des Himmels willen wolltest du eigentlich?“

Mit 40 auf der Suche: Was ist das Ziel?

Vielleicht, so sage ich mir, wusste sie es nicht. Einen Mann? Was für einen Mann? Wozu einen Mann? Wer nur „fünf Jahre Single“, einen ganz brauchbaren Beruf und „passables Aussehen“ auf dem Konto hat, ähnelt allzu vielen Frauen, die auch nicht mehr über sich sagen können. Mal ganz werbetechnisch gesehen: Da fehlen die Alleinstellungsmerkmale.

Ja sicher – ein guter Mann ist schwer zu finden – doch wer sollte es eigentlich sein? Bis zum Schluss des langen Morgenpost-Artikels fragt man sich: „ja, aber bitte schön, wer hätte es denn nun sein sollen?“

Wenn uns niemand recht ist, wenn wir es mit niemandem versuchen wollen, wenn uns keiner wirklich gefällt – müssten wir dann nicht bei uns selbst nachsehen, ob und wie wir dies ändern können?

Solange wir es nicht ändern können, hilft nur, sich die Liebe fallweise zu suchen – aber das wollen die meisten Frauen über 40 eben auch nicht, und bei alldem kann ich nur einen Satz zitieren, den ich neulich etwas beiläufig las: Über 40 kann man recht gut mit einem alten Rotwein und einem jungen Lover zu den Sternen abheben.