Wer schreibt für liebepur?

TopBlogs.de das Original - Blogverzeichnis | Blog Top Liste

Tacheles: Sinn und Frohsinn in die Partnersuche bringen

Seit die Partnersuche zum „Dating“ geworden ist, finden wir in ihr ein Fass ohne Boden: Jeder wirft den Müll, den er gerade verkaufen will, in dieses Fass. Bodenlose Fässer haben bekanntlich ein unendliches „Fassungsvermögen“ und so bemerkt niemand, dass alles, was man oben hineinwirft, unten wieder herauskommt: ab in den Gulli. Inzwischen ist mir jede Kombination von „Single“ und „Dating“ ein Dorn im Auge. Wer ernsthaft und dennoch fröhlich einen Partner sucht, wird sich kaum als „Single auf Dating-Tour“ definieren. Dennoch operieren Hunderte von Single-Börsen ständig mit den Umbegriffen „Single“ und „Dating“, und manchmal muss sogar ich es, um im Single-Sumpf gefunden zu werden.

Sicher – was Single-Börsen eigentlich wirklich sind, und was sie tatsächlich bieten, wurde nie wirklich klar. Irgendwie könne man dort einen Partner finden, hieß es, und ja, manche Börsen hätten riesige Fragebogen, was dem Kunden eigentlich einleuchten sollte: So findet man heraus, wer zu wem passt. Ich kenne bis heute nicht eine einzige Singlebörse, die vollständig transparent macht, worauf sie basiert und wie viele „wirklich suchende“ Mitglieder sie hat.

Dieses „wer passt zu wem“ lässt sich nahezu beliebig vereinfachen, und genau das wird auch getan. Psychologie, Pseudo-Psychologie, Fangfragen, Kinderwunsch, Urlaubswünsche, Wohnvorstellungen, Essensvorlieben, Hobbys – alles kann in die Befragung eingehen. Einige der ermittelten Antworten lassen Rückschlüsse zu, viele Antworten sind fragwürdig, und einige sind definitiv sinnlos. Da fragt sich: Wem bitte nützt es? Der naive Suchende (der Großteil ist psychologisch nicht vorgebildet) ist von jedem „zutreffenden“ Psychotest überwältigt, den kritischen Suchenden interessieren Tests nicht sonderlich – das ist die schlichte Wahrheit, und sie trifft auf seriöse und weniger seriöse Tests zu.

Der sinnloseste aller Tests ist eine Übereinstimmung der Eigenschaften, die man selber in sogenannten „Sozialen Online-Netzwerken“ hinterlegt hat. Hier werden Flickenteppichen mit Flickenteppichen vergleichen, obgleich man weiß, dass jeder nur die Interessen öffentlich in ein Profil schreibt, die seine Persönlichkeit möglichst oberflächlich widerspiegeln.

Wer Sinn in die Partnersuche bringen will, hat nur eine Wahl: Selbstkritisch zu sein und die Urteile anderer richtig einordnen zu können. Zu diesen Urteilen gehören Freundes- wie Feindesaussagen, psychologische Tests und außerpsychologische Orakel (wie beispielsweise Horoskope), angebliche Kindheitsprägungen und Weissagungen. Das fremde Urteil ist und bleibt ein fremdes Urteil, das wir annehmen können oder eben auch nicht.

Normalerweise sind positive Aussagen hilfreich, negative fragwürdig. Diese einfache Tatsache wird oft vergessen, wenn man sich beurteilen lässt. Die Aussage „Mein Liebling, du kannst nicht untergehen, du wirst dir immer und überall wieder selbst helfen können.“ Klingt anders als „Durch Ihre starke Mutterbindung, gelingt es Ihnen selten, positive Kontakte zu Frauen aufzunehmen, die Ihnen gut täten.“

Wir benötigen fröhliche, positive Prophezeiungen, um uns aufzumachen in den Dschungel der Liebe, und wir brauchen dann einen wachen Verstand, um uns nicht in die Spinnennetze derer zu begeben, die uns aus reinem Eigensinn wollen.

Also: Gehen Sie die Partnersuche fröhlich, positiv und vor allem ohne Vorurteile an – aber versuchen Sie, Ihren Verstand zu nutzen, wenn Sie sich binden wollen. Das möchte ich Ihnen an diesem Montag zur neuen Woche mitgeben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mehr aus der Rubrik:
die liebe pur

 Tacheles: Sex ohne Liebe
   (15. August 2011)