Muss ich erst den Vater fragen, wen ich nehmen soll … oder nicht?
Wenn man sich an Umfragen orientieren würde, dann wären 88 Prozent der Deutschen im Stadium unmündiger Kinder verblieben – sie würden nämlich nicht allein auf sich selbst vertrauen, wenn es um die Partnerwahl ginge.
Woran orientieren sich nun die Deutschen? Wen bitten Sie um Hilfe bei der Entscheidung, welcher Partner zu ihnen passen könnte? Nun, 48 Prozent der Probanden aus einer Studie von PARSHIP glauben, dass Freunde die geeigneten Personen wären, um sie zu beurteilen. Erstaunliche 35 Prozent der Befragten würden sogar Geschwister um Rat fragen und weitere 31 Prozent (man höre und stauen) ihr Eltern. Ab dann geht es bergab: Noch 16 Prozent vertrauen ihrem Therapeuten mehr als sich selbst und 14 Prozent einem Bekannten.
Ganz unten in der Skala stehen dann klassische Partnervermittler (6 Prozent) und (nun darf man wieder staunen) Online-Partneragenturen mit ihren wissenschaftlichen Tests. Nicht erfasst wurden diejenigen, die ihr Schicksal in die Hände von Kartenschlägern, Wahrsagern und Astrologen legen – ein nicht ganz unbeträchtlicher Prozentsatz, wie ich meine.
Nur zwölf Prozent selbstbewusste Deutsche?
Ich habe bereits gesagt, dass die lächerlichen 12 Prozent, die glauben, sie könnten ihr Schicksal selber beurteilen, ein erbärmlicher Prozentsatz sind. Richtig ist allerdings auch, dass man sich dabei „Vergreifen“ kann – diese Verantwortung trägt man dann allerdings selbst. Wer sich einmischt, auch, wenn er darum gebeten wird, trägt jedoch immer ein wenig Mitverantwortung. Dabei ergibt sich die Frage, ob es klug ist. Freunde in die Thematik zu involvieren. Ebenso verhält es sich mit Geschwistern und Eltern, wobei gerade die Frage an die Eltern von extrem Unmündigkeit zeugt. Hier läge es schon in der Verantwortung der Eltern selbst, zu sagen: „Kind, das musst du nach deinem Herzen und deinem Verstand entscheiden.“
Den Fachleuten, die in der Regel wesentlich neutraler in der Beurteilung sind, glauben nur 16 Prozent der Deutschen, und der perfekten Fachfrau, der Partnervermittlerin, würden sogar nur sechs Prozent glauben.
Bleiben die neun Prozent, die von wissenschaftlichen Tests überzeugt sind. Diese Zahl mag zeigen, wie wenig die Deutschen an computerisierte Psychologie glauben.
Was wäre gut? Die besseren Entscheidungen
Ich stelle ihnen mal eine Frage: Was würde Sie von Ihrem Personalchef halten, der bei Einstellungen Freude, Geschwister oder den Papi fragt? Sie würden ihn vermutlich schnellstens feuern, wenn Sie der Chef wären. Gut wäre daher, wenn sich mehr Menschen in diesem Land auf sich selbst verlassen würden, statt ihre Probleme überall zu beplappern. Die einzige Art der Befragung, die in diesem Fall einen Sinn hätte, wäre die, zu einem Gesprächspsychotherapeuten (oder einem ähnlich gepolten Berater) zu gehen. Er kann aus Ihnen das herausholen, was sie letztendlich selber wissen und damit ihre Entscheidung transparenter machen. Die zweite Möglichkeit wäre, einen intensiven Dialog mit sich selbst zu führen, etwa in Form eines Tagebuchs – nun, und die dritte Möglichkeit wäre dann noch eine Problemanalyse, die auf die Zukunft hin ausrichtetet ist. Diese Form der Zukunftsaussicht, die „Analyse Potenzieller Probleme“ sagt Ihnen aber auch nur, wo die Fußfallen liegen könnten – und nicht, ob Sie diese bewältigen werden – das obliegt wieder alleine Ihnen.
(Der Titel beruht auf einem alten Kindersingspiel: „Mit 27 Bauernmädchen ist die Stube voll, muss ich erst den Vater fragen, wen ich nehmen soll“. Wer es sinnbildlich wirklich tut, zögert zu lange und wird beschimpft: „Da steht sie nun und hat kein‘ Mann, und ärgert sich zu Tode – ein andermal pass‘ besser auf und mache mit die Mode!“)