Warum Akademikerinnen keinen Mann finden
Das Wort „Akademikerin“ ist reichlich abgedroschen, seit fast alle gut ausgebildeten Berufstätigen sich diesen Titel anheften können – zumal im kaufmännischen Bereich. Lobenswerterweise haben auch nicht alle „Akademikerinnen“ den Sparren im Hirn, von dem hier die Rede sein wird: erhebliche Selbstüberschätzung und zur Schau getragene Arroganz bei wenig emotionalen, sozialen und erotischen Vorzügen.
Die Erklärungsmuster lassen in der Regel den Faktor „fatale Selbstüberschätzung“ aus. Beliebt ist hingegen die Theorie, dass irgendwo im Urhirn eine andere Rollenverteilung schlummert, die immer wieder hervorbricht: Männer sollen den Status der Alphatiere haben, Frauen die Fruchtbarkeitsattribute.
Vorurteile und Wissenschaftsorakel
Nun sind unterschwellige Erklärungen in der Evolutionsbiologie wie in der Psychologie vor allem deshalb so beliebt, weil sie schwer zu überprüfen sind. Dazu kommt der Stammtisch, der (nach einem Auszug aus dem schweizerischen „Tagesanzeiger“) die Dinge so sieht:
(Frauen wollen …) Kinder, Karriere und ein Clooney-Abbild, das die Toilette putzt. An Frauenabenden sind die Männer die Doofen, weil ihnen der weibliche Hintern wichtiger ist als das brillante Hirn und sie trotz Glatze und Bauch eine Frau suchen, die aussieht wie Claudia Schiffer und kocht wie die Mama.
Doch all das, was Soziologen, Psychologen und Evolutionsforscher uns sagen, hat den großen Nachteil, den strengeren Gesetzen der Logik nicht zu genügen. Wenn alles so wäre, dann hätten die Zustände schon immer sehr ähnlich sein müssen: Es gibt sie eben nicht, die „perfekten Frauen“ oder die „perfekten Männer“ – und vor 50 Jahren gab sie auch noch nicht. Dennoch fand sich damals zu fast jedem Töpfchen nein Deckelchen.
Bildungsaufsteigerinnen wollen auch den Aufstieg in der Partnerschaft
Plausibler klingt da schon die Theorie, dass sich unter den Frauen, die jetzt durch Karrieren zu Geld und Ansehen angekommen sind, eine große Anzahl an sozialen Aufsteigerinnen befindet. Ihnen könnte ihr bisheriges soziales Umfeld nicht mehr genügen – und sie würden dann nach auch in der Partnerschaft nach den Wolken greifen. Im Grunde müssten Sie, liebe Leserinnen und Leser, nun den Prellbock erkennen, gegen den eine solche Frau automatisch fährt, denn die Männer, die noch mehr Macht, Ansehen, Bildung oder Geld besitzen, können sich ihre Partnerinnen wahrhaftig aussuchen. Dies gilt auch dann noch, wenn man sagt „in Wahrheit suchen die Frauen aus, die Männer werben nur“, denn dieses relativ simple Gesetz greift nur, wenn die Wünsche aller in etwa auf einer gleichen Ebene liegen. Ein Mann mit viel Macht und Ansehen hingegen muss nicht viel werben, wenn er eine Frau sucht.
Lesen Sie bitte weiter, was wir über die Gesetze des Marktes schreiben …Der Partnermarkt hat brutale Gesetze
Die Gesetze auf dem Partnermarkt sind nun einmal so: Wenn es eine starke Nachfrage nach einem bestimmten Frauen- oder Männerideal gibt, dann sind die Anbieter im Vorteil. Wer dies nicht akzeptieren mag, der darf dies gerne tun – aber dann sollte man sich bitte nicht beklagen, dass man keinen Partner findet.
Wer zu wählerisch ist, der bekommt vielleicht gar keinen Mann
Die mathematische Spieltheorie will es anders erklären, und ich zitiere sie Ihnen deshalb, weil man sie im Online-Dating auch einmal völlig untheoretisch beobachten kann.
Der „Tagesanzeiger“ wählte als Beispiel eine Auktion und schreibt:
„Man stelle sich die Partnerschaftssuche als Auktion vor, in der die Männer unter den Hammer kommen und die Frauen bieten … Je selbstbewusster die Frau … desto eher gehört sie zu den sogenannten «strong bidders» und ist wählerisch. An Auktionen aber machen die «weak bidders» meist das bessere Geschäft.
Das Einzige, was mir an diesem Beispiel missfällt, ist das Wort „selbstbewusst“. „Selbstbewusstsein“ hat etwas mich „sich selbst kennen und sich dessen bewusst sein“ zu tun – aber mir scheint, die harten Bieter sind im Privaten eher arrogant als selbstbewusst.
Rosinenpickerinnen – das klägliche Versagen beim Dating
Wie ist es nun beim Online-Dating? Hier suchen Frauen sich „Männer aus“, die sie treffen wollen. Schon bei der Vorauswahl sind sie „lecker“, lesen Profile zwei Mal, denken drei Mal nach und verwerfen die Kandidaten beim vierten Nachdenken. Die Männer, die sie dann noch wirklich treffen, sollen also die Rosinen im Kuchen sein. Auch hier zeigen sich wieder die „harten Bieterinnen“: „Ich bekomme dieses Juwel, weil nur ich es verdiene, es zu bekommen.“ Ist der Mann dann nur ein Halbedelstein, dann winkt sie ab … wälzt wieder, verwirft wieder, und trifft sich am Ende wieder mit einem Mann, der nicht infrage kommt. Während sie aber all dies tut, haben andere schon ihren Einsatz festgelegt: „Der ist ein Schnäppchen, den nehme ich mit“.
Bei so viel Bildern von Auktionen und Märkten vergessen auch Frauen oft, dass sich ja nicht ausschließlich wählen, sondern Ende auch noch erwählt werden müssen: Die „Rosinenmänner“ haben nun einmal viele Chancen, und sie müssen nicht unbedingt die Frau nehmen, die im Moment am meisten danach drängt.
Der Einbruch beim Ego lohnt sich – das Glück ist höherwertig
Was mich am meisten erstaunt: Eigentlich müssten gerade Akademikerinnen in der Lage sein, wenigstens die Marktgesetze zu verstehen und danach zu handeln. Der kleine Einbruch, den das Ego bei Kompromissen bekommt, wird ja vielfältig durch das Glück aufgehobenen, dass man zu zweit erlebt.