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Argumente gegen Online-Dating – sind sie stichhaltig?

Nina Deißler, nach Angaben von Amazon und Eigenwerbung „Deutschlands Top-Expertin in Sachen Liebe und Beziehung“ hielt dieser Tage in Ihrem Blog für nötig, ein Stament gegen Online-Dating zu verfassen. Original-Zitat:

Ich rate daher allen Singles auf Partnersuche, das Onlinedating nicht zu ernst zu nehmen und mehr Zeit darin zu investieren, einen großen Freundes- und Bekanntenkreis aufzubauen, so … lernt (man) viel eher Menschen kennen, die wirklich zu einem passen.

Ansichten wie diese durchziehen die Beiträge so gut wie aller Gegner von Zeitungsannoncen, Internet-Dating und Partneragenturen. Alle verweisen auf einen „großen Freundes- und Bekanntenkreis“, der da aufzubauen wäre – aber keiner sagt dazu, wie lange man braucht, um ihn aufzubauen und wie viel „Pflege“ dazugehört, ihn auf Dauer zu halten. Abgesehen davon ist es für viele Menschen weder wünschenswert, große Freundes- oder Bekanntenkreise zu haben noch nützt es ihnen etwas, zum Beispiel, weil ohnehin die meisten Menschen des Jahrgangs „in festen Händen“ sind. Der Nutzen ist also gering, der Aufwand hoch – und: Wer einen Partner sucht, will ich nur selten über die gängigen Themen unterhalten, die in der Gesellschaft im Vordergrund stehen.

Ich will versuchen, Frau Deißler zu widerlegen.

1. Sich selber attraktiver darzustellen, ist keine Lüge
Sie schreibt in ihrem Punkt eins, dass alle Menschen im Internet immer lügen. Wie ich schon früher schrieb, ist es keine Lüge, sich ein bisschen attraktiver darzustellen, als man wirklich ist. Jede Frau sollte mir eigentlich zustimmen: Ist die Schminke runter, sieht de Mann das Bauchfett und fällt der BH, dann ist der schöne Schein auch oft flöten. Also: Vorsicht mit der Behauptung, man würde lügen, wenn man ein bisschen an der Attraktivität mogelt.

2. Lauter Unkommunikative oder Verhaltensgestörte?
Laut Frau Deißler ist das Medium Internet das „Medium Nummer 1 für Menschen, die auf normalem Wege niemanden kennenlernen“. Mich stört dabei schon die Unterstellung „auf normalem Wege“. Was, bitte schön, ist denn in den letzten beiden Jahrhunderten „normal“ gewesen? Zudem mögen wir ja unkommunikativ sein, aber das schadet eigentlich nichts. Ich selbst hasse Small Talk – bin ich deswegen generell unkommunikativ? Nun, ich hätte folgende Wahl gehabt: verhaltensgestört, unkommunikativ, arbeitswütig oder die „schnelle Nummer“. Im Grunde genommen ist diese Einstufung eine Beleidigung für alle, die Online ihren Partner suche – und vor allem ein Affront gegen diejenigen, die ihn dort gefunden haben.

3. Falsche Zahlenangaben
Frau Deißler hat mit ihrem Punkt drei absolut recht, und sie liegt ich Ihrer Bewertung sogar noch etwas zu gut: Nicht nur 30 Prozent der versprochenen Mitglieder sind in der Regel Karteileichen – der Prozentsatz liegt oft erheblich darüber. Das ist ein Missstand, der allerdings nicht von den Mitgliedern verantwortet wird, sondern von den Betreibern: Sie zählen in der Regel alle Mitglieder seit Gründung – und verfälschen damit das Bild der tatsächlich zur Verfügung stehenden Partner.

4. Zu große Auswahl
Das Argument wird oft gebracht, aber es ist von vornherein falsch. Die „große freie Auswahl“ gibt es nicht, zumal, wenn man wirklich wählerisch ist und nicht in Großstädten wohnt. Wer es einmal probiert hat, weiß: In Kleinstädten und ländlichen Gegenden tendiert die Anzahl der wirklich sinnreichen Partner gegen zwei bis zehn. Das lässt sich sogar mathematisch begründen, wenn man die richtigen Formeln kennt. Keine Rede von „Zigtausenden“ Menschen, die infrage kommen.

5. Im Internet fallen die Hemmungen

Wir wissen, dass im Internet manche Hemmung fällt, und dass manche Herren hier besonders viel fallen lassen –möglicherweise sogar den Slip. Allerdings ist die Frage, warum Frauen überhaupt auf Schmuddelforen gehen – dort ist es am wahrscheinlichsten, belästigt zu werden.
6. Es funktioniert sowieso nicht
Das beliebteste Argument zuletzt: „Wenn Online Dating wirklich funktionieren würden, müssten die Portale damit werben, dass die Anzahl ihrer Mitglieder jeden Tag sinkt“ (Zitat Frau Deißler). Damit wird unterstellt, dass Online Dating „nicht wirklich“ funktioniert. Die Mitgliederzahlen müssten übrigens auch bei korrekter Buchführung nicht wirklich sinken, denn es wachsen immer wieder Partnersuchende (zum Beispiel Geschiedene) nach, und bei etwa 30 – 40 Prozent der Partnersuchenden in seriösen Portalen funktioniert es ja tatsächlich, wenn auch nicht immer „perfekt“.

Insgesamt gesehen erscheint mir die Kritik – persönlich wie auch sachlich – nicht begründet zu sein. Wir leben nicht mehr in der bürgerlichen Epoche, in der Töchter gegen Mitgift verhökert wurden, und nicht mehr in den 1950er Jahren, in denen junge Leute vor Ort blieben und relativ jung und in der Nachbarschaft heiraten konnten und in der Mädchen schlecht ausgebildet waren und deshalb lieber schnell heiraten wollten als Karriere machen. Nun, und die großen, natürlichen sozialen Netzwerke? Sie sind auch Schnee von gestern. Dennoch gebe auch ich zu bedenken: Online-Dating ist nicht das beste Pflaster für Jugendliche und junge Erwachsene – aber bereits ab 30, spätestens aber ab 40 ist das ursprüngliche Jagdgebiet menschenleer – und dann bleibt eben nur das kennenlernen per Inserat oder Internet.

Alle Zitate aus dem Flirtblog: Gründe gegen Online-Dating.

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