Deutsche glauben an die Liebe trotz Untreue – angeblich jedenfalls
Man kann seine Partnerin oder einen Partner lieben und dennoch den einen oder anderen Seitensprung gewagt haben. Die Option eines Seitensprungs ist nur allzu oft gegeben, und Gelegenheit macht Diebe – das gilt auch für die plötzlich aufkeimende Lust zwischen zwei einander Fremden Menschen.
Die meisten unserer Seitensprünge werden nie ruchbar – das wissen auch die Partnerinnen und Partner. Entweder man weiß es nicht oder man sorgt dafür, dass man es nicht wissen will. Einmal sagt mir ein Mensch, der beruflich sehr erfolgreich ist und viel reist, wer würde seien Frau immer mindestens eine Stunde vor seiner Ankunft anrufen. Hätte sie wirklich einen Lover, so könne sie ihn noch fortschicken.
Allerdings – wenn jemand Seitensprünge bewusst einplant, sie zu seinem Alltagsgeschehen macht und anschließend noch rechtfertigt, dann ist für mich die Grenze überschritten. Wer sagt: „Monogamie und die damit leider oft einhergehende sexlose Ehe ist ein Auslaufmodell“, der muss auch wissen, dass „Ehe“ ein Vertrag ist, denn man nicht einfach beliebig schuldhaft brechen kann. Die bösen Folgen kommen zumeist vom Partner: Frauen fürchten zumeist, dass der fremdgehende Mann böse Keime einschleppt, während Frauen befürchten, dass der Ehemann bezweifelt, der Vater ihrer Kinder zu sein. Doch die häufigsten Folgen von entdeckten und unverziehenen Seitensprüngen sind Ehescheidungen – und die meisten davon sind überhaupt nicht lustig.
So bleibt mir denn, dies zu sagen: Wenn Sie eine offen Ehe führen oder ihren Partner ausdrücklich Seitensprünge gestatten, dann können Sie das gerne tun. Wenn sie einmal „schwach wurden“, dann wäre ihr Ehepartner vermutlich ganz schön blöd, sich scheiden zu lassen. Aber wenn Ihr Partner online nach einem oder einer Fremden sucht, mit dem er ja nicht nur die einmalige Lust teilt, sondern zumeist noch viel mehr, dann ist für mich und mein Moralverständnis der Ofen aus und die Ehe gestorben.
43,5 Prozent der Deutschen glauben angeblich an die Liebe trotz Untreue, will die Seitensprungagentur Ashley Madison festgestellt haben – das sagen die Leute immer dann, wenn sie die Ehebetrüger sind, nicht die Betrogenen – und deshalb haben solche Volksbefragungen eben auch keinerlei Bedeutung. Geschieden wird trotzdem, und nach Verletzungen, die fast jeder Betrogene davonträgt, sind die Scheidungen dann meist kein Zuckerlecken.