Karriere und am Ende doch ein Kuss
Eines wurde bei der ZDF-Dokumentation „Karriere und kein Kuss“ schnell klar: Die Karriere war nicht das entscheidende Hindernis bei der Partnersuche der drei porträtierten Frauen. Vielmehr suchten alle drei in einem Alter, in dem es schwer ist, den geeigneten Mann zu finden. Kommt dazu noch das, was solche Frauen im üblichen Jargon „Ansprüche“ nennen, dann wird schnell klar: Die Chancen stehen schlecht – und dennoch ist die Suche nicht aussichtslos.
Zumindest eine der Frauen, die 38-jährige „Jennifer aus Essen“ hätte auch geschlechtsneutral und ohne ihre hohen „Ansprüche“ wenig Chancen – wer sich einen Beruf wählt, in dem er fünf Tage unterwegs ist und überhaupt nur an zwei Tagen die Woche ein wenig Privatheit kennt, der hat es nun einmal schwer. Nicht einmal der „Wochenendbeziehung“ würde man unter solchen Bedingungen einen großen Erfolg prognostizieren. Es ist im Grunde logisch, dass da auch das Internet mit seinen Möglichkeiten nicht viel ausrichten kann: Gut Ding will Weile haben, und zur Partnersuche muss man sich zeit nehmen. „Mal eben zwischendurch einen Partner suchen“ geht nicht, weder für Frauen noch für Männer. Insofern ist klar, dass sie „viele Enttäuschungen in Internetbörsen“ erlebte.
Die anderen? Nun, Chancen auf Küsse gibt es immer. Wer das Leben liebt und die Partnersuche nicht verbissen angeht, der wird früher oder später fündig, denn dass die Chancen „schlecht“ sind, heißt nicht, dass es gar keine Möglichkeiten gibt – und so gibt es für zwei der porträtierten Frauen am Ende klare Chancen, und mindestens bei einer sicher auch etwas mehr als „nur einen Kuss“. Für eine der Frauen kam der Erfolg übrigens über das Internet.
Bleibt zu sagen, dass der Bericht über die drei Frauen für einen Zuschauerkreis konzipiert war, der offenbar recht konservative Vorstellungen von den Möglichkeiten hatte, den moderne Frauen heute in der Liebe und der Lust umfassen können. Zu keinem Zeitpunkt war die Rede von Lust und Leidenschaft, von Affären und Amouren. Die Sendung wurde immerhin in der Reihe „37 Grad“ ausgestrahlt, doch vom Wallen des Blutes war wenig zu spüren. So wurde die Partnersuche überwiegend so dargestellt, als sei sie lediglich eine soziale Angelegenheit, die abhandelbar ist. Lediglich in wenigen Szenen mit der 44-jährigen „Unternehmensberaterin Elisabeth“ kam zum Ausdruck, dass auch erfolgreiche Frauen mit Lust und Leidenschaft suchen können – trotz ihrer Karriere.
Die Sendung wurde gestern Abend vom Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) ausgestrahlt.