Studenten und Prostitution: Sensationsmache der Presse
Ob das „Studienkolleg zu Berlin“ es so gewollt hat oder nicht – heute hat die deutsche Presse schier Unglaubliches berichtet: 3200 Berliner Studenten sollen befragt worden sein, ob sie sich „vorstellen könnten“ als Hure oder Hurer zu arbeiten. Das Ergebnis: „Jeder Dritte“ der befragten Berliner Studenten sei bereit, „sein Studium mit Prostitution zu finanzieren“. Um die angebliche Sensation gleich noch eine Stufe hochzupuschen, wurde berichtet, dass die Studenten in Kiew und Paris sich dies zu einem weitaus geringeren Prozentsatz vorstellen konnten: In Paris waren es nur angebliche 29,2 Prozent in Kiew 18,5 Prozent. Zahlen lagen der Liebepur übrigens auch aus dem Vereinigten Königreich vor: Dort sollen es laut „Journal of Sex Education“ angebliche 16,5 Prozent gewesen sein.
Die Zahlen klingen erschreckend, nicht wahr? Doch was, bitte schön, ist eine solche Befragung wert? Vorstellen kann mich sich viel – aber was würde man nun tatsächlich tun?
Auch darauf gibt die Studie eine Antwort – aber die Töne werden bereits wesentlich moderater. Denn gerade mal 3,7 Prozent der Berliner Studenten führten tatsächlich irgendeine Tätigkeit im Rotlichtbereich aus – und da hat man die Stripperinnen gleich mitgezählt. Im Vereinigten Königreich begannen solche Erhebungen bereits 1999 – und damals wurden (freilich mit einer anderen Art der Befragung) bereits festgestellt, dass „mehr als vier Prozent“ in irgendeiner Form ihr Geld im Rotlichtbereich verdienen würden – bei einer Wiederholung im Jahr 2006 waren es bereits sechs Prozent, und 2008 sollen es sogar acht Prozent gewesen sein.
Was bleibt nun von dem „dicken, fetten Pfannekuchen“, der uns da ins Gesicht geschleudert wurde? Popelige 3,7 Prozent an Studentinnen und Studenten, die tatsächlich im Gewerbe arbeiten – und ein großer Teil davon wird kaum als „Hure“ oder „Hurer“ zu bezeichnen sein. Die sogenannte „seriöse“ Presse hat die vermeintliche „Sensation“ natürlich dennoch in den Vordergrund gestellt und titelte: „Jeder dritte Berliner Student zu Sexarbeit bereit“ (Morgenpost) oder „Jeder dritte Berliner Student ist offen für Sexjob“ (WELT)