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Kritik am Online-Dating: Ist der Markt etwas Schlechtes?

Das Schlimmste, was einem aufklärten Menschen offenbar passieren kann, ist der Weg an den Markt: „Sich wie eine Ware per Profil anzupreisen“ käme der Web-Autorin Claudia Klinger jedenfalls nicht in den Sinn.

Warum nur haben so viele Menschen Furcht davor, sich in einer begrenzten Öffentlichkeit als Partnersuchende oder Partnersuchender anzupreisen?

Zunächst: Es entspricht durchaus der dörflichen, bürgerlichen und höfischen Tradition, sich durch die Eltern anpreisen zu lassen oder sich selber anzupreisen. Überbleibsel davon gibt es überall: bei Debütantinnenbällen, auf dem Frühlingsfest oder beim Flanieren. Wer als potenzielle Partnerin oder potenzieller Partner wahrgenommen werden will, geht dahin, wo sie/er vermutlich gesucht wird – das ist eine Form des Marktgeschehens, dem sich kaum jemand entzieht.

Der Mensch des frühen 21. Jahrhunderts hat mehrere Probleme bei der Partnerwahl – er ist nicht mehr so oft ortsfest, zieht die Karriere oft der Partnerschaft vor und (das ist wohl das entscheidende) kann als Frau und mann durchaus alleine leben, ohne allüberall gedemütigt zu werden.

Sucht sie oder er sich dann einen Ehepartner, so ist die Masse der infrage kommenden Frauen und Männer bereits in „irgendwelche“ Partnerschaften abgetaucht – und er kann zweierlei tun:

– Entweder, er befriedigt seine Lust auf Zweisamkeit durch wechselnde Beziehungen (Casual Dating), die man aus Liebe oder gegen Bezahlung im wirklichen Leben wie auch im Internet zahlreich bekommen kann.
– Oder, er sucht eine Partnerin (einen Partner) für ständig beim „verbliebenen Rest“ derer, die auch erst einmal ausführlich Single sein wollten, Karriere machen wollten oder in der Welt herumreisten, und jetzt eine dauerhafte Partnerschaft suchen.

Dies wird, kulturell gesehen, unter andere auch dadurch deutlich, dass sich der „Markt“ der Partnersuche deutlich spaltet in „Partneragenturen“ einerseits und Casual-Dating-Unternehmen andererseits, mit einem deutlichen Nachteil für die traditionellen Internet-Singlebörsen, bei denen sehr unterschiedliche Partner gesucht werden, nämlich alle vom Date für eine Nacht bis zum baldigen Ehepartner
Man muss sich dem Partnermarkt und seinen Gesetzen nicht beugen, aber man sollte sie kennen. Denn ob man sich als Marktteilnehmer(in) fühlt oder nicht, spielt gar keine Rolle: Partnermarkt ist überall dort, wo Singles zusammenkommen, unabhängig davon, ob man dies will oder nicht.

Ausführliche und ergänzende Informationen dazu in der Liebeszeitung.

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