ElitePartner kennt angeblich die Gründe für die Kinderlosigkeit
Unter der Überschrift: „Gründe für die Kinderlosigkeit der Deutschen Akademikerinnen: Karriere geht vor“ behauptet ElitePartner die Gründe für die Kinderlosigkeiten der Deutschen gefunden zu haben. Demnach gehen diese Gründe aus einer Umfrage hervor, die anhand von 5000 deutschsprachigen Kinderlosen von ElitePartner in Kooperation mit dem Marktforschungsinstitut Fittkau und Maaß im Oktober/November 2010 durchgeführt wurde. Befragt wurden Personen zwischen 30 und 44 Jahren.
ElitePartner behauptet in der Studie, dass 19 Prozent der „liierten“ Befragten angaben, ihr Leben gefiele ihnen ohne Kinder, während 18 Prozent die Karriere „zunächst“ für wichtiger hielten (Akademikerinnen: 27 Prozent). Allerdings wollten 15 Prozent auch noch ihre „Freiheiten ausleben“ (was immer das ist), sodass sich leicht errechnen lässt: Etwas mehr als die Hälfte der Paare verzichten aus purem Egoismus auf Kinder. Dazu passt auch, dass nur 11 Prozent der Paare aus „unzureichenden Kinderbetreuungsmöglichkeiten“ auf eigene Kinder verzichten, denn welche Paare, die ohnehin keiner Kinder wollen, machen sich schon über Betreuungsmöglichkeiten Gedanken?
Warum wollen nun aber die Singles keine Kinder? Zunächst selbstverständlich, weil der passende Partner fehlt – dies sagten 67 Prozent der Befragten. Genau hier allerdings liegt der Hase im Pfeffer: Warum fehlt denn dieses Singles, bitte schön, der geeignete Partner? Warum wurden sie 30, ohne sich um einen Partner bemüht zu haben? Was war ihnen wichtiger als die Partnersuche? Man könnte weiter nachfragen: Wenn diese Singles den Partner hätten, wollten Sie dann auch Kinder?
Das Problem all der „Studien“, die immer wieder vorgelegt werden, ist ihre effekthascherische Endgültigkeit. Die Umfrage suggeriert beispielsweise, dass Kinderbetreuungsmöglichkeiten kaum eine Rolle spiele, und dass den Paaren ihr Leben ohne Kinder tatsächlich gefällt, ohne nachzufragen. Auch wäre zu berücksichtigen, dass „negativ“ gefragt wurde – was wäre wohl herausgekommen, wenn man „positiv“ gefragt hätte?
Ist das deutsche Volk wirklich nichts als selbstsüchtig?
Die Studie hinterlässt einen schalen Nachgeschmack: Wenn das wirklich die Gründe für Kinderlosigkeit sein sollten, dann wäre das deutsche Volk ein Volk von verblendeten, selbstsüchtigen Gestalten, die nur nach Geld und Macht gieren – nach meiner persönlichen Einschätzung stimmt dies allerdings nicht. Es wäre daher wünschenswert, einmal zu fragen: „Wie viele Kinder wünschen Sie sich und wann wäre der optimale Zeitpunkt, sie zu bekommen?“ und dann: „Was müsste sich ändern, damit Sie sich diese Wünsche erfüllen können?“
Auch die Hauspsychologin wusste diesmal keinen plausiblen Grund zu nennen, warum ausgerechnet in Deutschland die Geburtenrate so niedrig ist. Wörtlich sagte Frau Fischbach:
Die Ergebnisse spiegeln die Früchte der Emanzipation: Frauen leben stärker bedürfnisorientiert, fokussieren ihre Individualisierung und sehen ihr Lebensziel nicht mehr vorrangig in Ehe und Familiengründung.
Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen: Wenn es so wäre, dann müssten die Frauen also fast überall in Europa weniger emanzipiert sein als in Deutschland. Woher kommen dann aber die günstigen Geburtenraten in Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland, also Ländern mit viel ausgeprägterer Emanzipation als in Deutschland?
Es ist, wie es ist: Psychologen wissen Antworten auf alle Fragen – nur leider sind sie oft nicht zutreffend.