Dating, das Show-Ego, der Teddybär und Sie
In einer Welt, die restlos instrumentalisiert werden kann, muss man seine Persönlichkeit vereidigen. Die meisten Menschen versuchen dies, indem sie ihr kleines Ego dauernd an die Oberfläche holen und mit ihm spazieren gehen. Das nennen die Psychologen „Narzissmus“, und die Sache hat einen Haken: Das ist so ähnlich, als würde man mit einem Teddybären durch die Gegend laufen. Wenn das eine einzige Frau tut, dann ist das witzig: Eine 40-jährige mit Teddybär wird sicher die Aufmerksamkeit aller Männer auf sich ziehen. Leider tun es aber inzwischen zu viele, und das Schlimme daran ist nicht einmal, dass sie ihre Ego-Teddybärchen ständig auf den Arm nehmen – das schlimmste daran ist, dass all diese Egos so schrecklich gleich sind. Übrigens trifft dies nicht nur auf Frauen zu – Männer tragen ihre Ego-Plüschtiere auch mit sich herum, nur passt das Bild bei ihnen nicht so perfekt wie bei Frauen.
Mein dringender Rat an alle, die einen Partner suchen: Wenn sie ein schönes, gutes, starkes und partnerschaftlich sinnvolles Ego haben, dann brauchen Sie einfach nur noch eine sinnreiche Kommunikation mit dem Partner oder der Partnerin beim Date, um es wirken zu lassen – Sie müssen nichts hervorheben. Wenn Sie aber ein schwaches Universal-Ego haben, das tausend andere in ähnlicher Wiese vorzeigen könnten, dann sorgen Sie besser dafür über verbindliche Werte nachzudenken, die nur Sie dem anderen schenken können.
Sehen Sie, es geht doch gar nicht darum, was Sie zu sein glauben. Ihre eigenen „Ansprüche“, die auch von mancher Partneragentur hervorgehoben werden, interessieren am Partnermarkt keinen Menschen. Dort „kauft“ man keine Ansprüche, dort „kauft“ man bestenfalls Verlässlichkeit, liebevollen Umgang mit sich selbst und anderen, soziale Fähigkeiten, Zukunftsglauben und die Fähigkeit, Probleme gemeinsam zu lösen.
Schauen Sie sich den Ego-Teddybären auf Ihrer Schulter demnächst einmal genauer an – passt der wirklich zu Ihnen? Und wenn nicht, dann nehmen sie ihn bitte auf keinen Fall als Ballast auf Dates mit. Zu Hause können Sie sich weiterhin mit ihm unterhalten – und nun lachen Sie bitte nicht: Mit Teddybären wurden schon manche Probleme geklärt. Sie sehen das Augenzwinkern, das ich beim Schreiben jetzt aufsetze? Doch die Wahrheit ist: Im Dialog mit sich selbst hilft dem Gläubigen das Gespräch mit Gott und dem Ungläubigen der Dialog mit einem Teddybären – jedenfalls dann und wann.
Bild © 2007 by Karoly Czifra