Affären mit Verheirateten – die neue Masche?
In den alten Zeiten, als die Klischees noch stimmten, waren Männer die bösen Buben, die ihre Eheringe auszogen und dann Affären mit unschuldigen Maiden suchten. Für Frauen galt damals nicht nur die permanente Unschuldsvermutung, sondern auch die Vermutung der akuten Liebestrunkenheit. Was nicht sein durfte, konnte gar nicht sein: Dass Frauen absichtlich die Nähe verheirateter Männer suchten, um sich gepflegt und intensiv lieben zu lassen, hätte nicht einmal zur Debatte gestanden. Bis heute nähren Ratsuchende und Briefkastentanten die Illusion, diese Frauen seien Opfer männlicher Betrüger. Kaum eine Woche vergeht, indem nicht „Ratschläge“ veröffentlicht werden, wie man den verheirateten Schuft entlarven kann.
In den Hirnen scheint die Zeit stehen geblieben zu sein: Das Edelprodukt der bürgerlichen Gesellschaft, auch Frau genannt, kann gar nicht berechnend, skrupellos und sexhungrig sein.
Doch was hören wir da? Dies zum Beispiel:
In letzter Zeit werde ich häufig von liebeskummergeplagten (Single-) Männern kontaktiert … sie haben sich wieder neu verliebt … wobei es sich meistens um Affären handelt, weil die „geliebten Frauen“ gebunden sind … von denen sie (diese) allerdings behaupten, nicht glücklich zu sein.
Das kennen wir natürlich – ungekehrt, au der Schilderung dutzender Frauen, die so etwas angeblich erlebt haben. Doch bei Männern? Wen jetzt ungläubiges Staunen befällt, der mag im Original nachlesen, was die Liebeberaterin Marion Lang dazu schreibt.
Im Grund kann man ja nur hoffen, dass Affären auch Affären bleiben – im Sinne des ursprünglichen Ehepaars. Denn kaum eine Affäre ist es wert, dann man den Ehepartner verlässt – und ohne moralisch zu werden: Wie ist denn eigentlich die Gesinnung eines Menschen zu beurteilen, der von einem gemachten Bett ins nächste hüpft?