Wo sind all die guten Männer geblieben?
Die Botschaft ist einfach: Der Aufstieg der Frauen hat die Männer wieder zu „kleinen Jungen“ gemacht, oder sagen wir einmal, zu etwas „zwischen kleinen Jungen und erwachsenen Männern“. Das jedenfalls meint Kay S. Hymowitz, deren Buch „Manning Up: How the Rise of Women Has Turned Men Into Boys“ in den USA für viel Wirbel gesorgt hat. Ob es richtig ist, solche Bücher herauszubringen, mag bezweifelt werden – doch die Thesen sind sensationell, und sie werden in den USA gerade heftig in Blogs und anderwärts diskutiert. Dabei wird oft auch die Frage egstellt: Wo sind sie nur geblieben, die „guten Männer?“
Das Buch verschärft allerdings abermals den neu aufgekommenen Geschlechterkonflikt. Ob die „Bübchenmänner“ nun allerdings Folgen der Frauenemanzipation sind, ist keinesfalls bewiesen. Sicherer ist schon dies: Die jungen Männer zwischen 20 und 30 sehnen sich nicht gerade nach der Verantwortung für eine Familie, sondern machen Karriere oder amüsieren sich, und manchmal tun sie auch beides.
Dabei wird deutlich, in welch schwieriger Phase sich die Partnersuche derzeit befindet – nicht nur in den USA. Typisch dafür ist die Henne-Ei-Diskussion: Wer ist Schuld? Die Frauen, die sich in eine fragwürdige Richtung emanzipiert haben oder die Männer, die keinen Sinn mehr darin sehen, mit diesen Frauen dauerhaft zusammenzuleben? Schon ist eine negative kybernetische Spirale zu erkennen:
– Frauen emanzipieren sich und werden dabei übermäßig anspruchsvoll.
– Männer versuchen eine Weile, diese Hürde zu nehmen, dann geben sie auf und amüsieren sich mit weniger anspruchsvollen Frauen, heiraten sie aber nicht.
– Daraufhin beschließen Frauen, die ihre Ansprüche nicht durchsetzen können, sich ebenfalls zu amüsieren und bei Casual Dating Agenturen Solo-Liebenächte und andere Kurzzeitvergnügen zu suchen und anzubieten.
– Der Ausgang ist offen, aber die Chancen zu heiraten und Familien zu gründen verschieben sich jedenfalls – wenn sie nicht gar zunichtegemacht werden.
Erfahrungsgemäß enden solche Konstellationen in einem Desaster – und weder in den USA noch in Deutschland hat man dafür Kuren. Beim Zustand der desolaten deutschen Familienpolitik ist ohnehin nicht zu erwarten, dass sich daran etwas ändert, aber die Politik kann es nicht allein tun: Wir alle müssen uns klar werden, dass wir gegenwärtig auf dem falschen Weg sind.
Niedrigere Hürden, mehr Toleranz und Kompromisse, verbunden mit Zuversicht und dem Wunsch, ein verantwortungsvolles, erfülltes Leben zu führen – das könnten die Bausteine der Zukunft sein.
Das geschilderte negative System ist kein Schicksalsmodell. Jeder kann es jeden Tag verlassen, wenn es ihm nur gelingt, aus diesem wahren Teufelskreis auszubrechen. Im Grund wäre es nur nötig, sich überhaupt zu vergegenwärtigen, dass man in sich selbst in diesem Teufelskreis befindet.
Ganz falsch hingehen wäre, nun neue Modelle der Partnersuche mit Super-Eliten aufzubauen. Dennoch wird auch dies versucht – mit Verlaub: Dies ist der Gipfel einer Arroganz, die am Ende zum Scheitern verurteilt ist.
Via: Online Personal Watch.