Flirttrainer(in), Single-Coach – was machen die eigentlich?
Der Beruf des Flirttrainers ist nirgendwo wirklich registriert – und doch gibt es ihn. Die ZEIT hat ihn jetzt sogar im „Beruf der Woche“ vorgestellt.
Eigentlich ist es ganz einfach, Flirttrainer zu werden: Null Ausbildung aber viel Mut und eine starke Persönlichkeit braucht die zukünftige Trainerin oder der zukünftige Trainer – und am besten ist es, sich einmal in einem bestehenden Flirtkurs umzusehen, falls man vor der Berufsentscheidung fällen wollte, Flirttrainer zu werden.
Freilich muss man von vornherein ein wenig unterscheiden: Flirttrainings werden nämlich auch von PUAs angeboten, dann meist mithilfe der Neuro-linguistischen Programmierung (NLP). Ist es dieser Mix, dann ist dies ein Training für Männer, mit dem Ziel, Frauen gezielt anzusprechen, um sie „flachzulegen“. Die andere Art von Flirttrainings beruht darauf, Hemmungen abzubauen, die Kommunikation zu verbessern und die Persönlichkeit in Richtung „Beziehung“ zu entwickeln. Diese Kurse beruhen in der Regel auf modifizierten Kommunikationstrainings und werden meist auf der Grundlage der TA (Transaktionsanalyse) durchgeführt.
Eigentlich sollte, müsste und könnte es noch eine dritte Art geben: Die Vorbereitung von Menschen ab 40, insbesondere die der geschiedenen Partnersuchenden, auf das Online-Dating – allerdings weiß ich von Kollegen, dass hier zwar ein ungeheurer Bedarf bestünde, aber kaum ein Markt vorhanden wäre – ein Paradoxon des Online-Dating. Der Grund ist einfach:
1. Der junge Mann glaubt oft, er hätte noch nicht alle Fähigkeiten, eine Frau zielsicher anzusprechen, die junge Frau ist sich ihrer Ausstrahlung noch nicht sicher. Deswegen erkennt man in diesem Alter noch die Notwendigkeit der Verhaltensänderung an.
2. Der reife Mann meint hingegen, er besäße alle Fähigkeiten, kann sich aber schwer auf die neue Situation einstellen, und die reifere Frau meint, sie sei im Besitz einer vollkommenen Ausstrahlung, kann diese aber nicht mehr erfolgreich einsetzen.
Nun wissen wir, dass man in jungen Jahren neue Fähigkeiten und Verhaltensweisen noch relativ leicht erlernen kann, sich aber im Erwachsenenalter schwer damit tut. Insbesondere solche höchstpersönlichen Angelegenheiten wie Liebesdinge glaubt man als Erwachsener zu beherrschen – und man will sich auf gar keinen Fall hineinreden lassen.
Angehende Trainer, aber auch Teilnehmer, sollten bedenken, dass jeder Flirtkurs ein Kurs mit dem Ziel der Verhaltensmodifikation ist – also nicht einfach ein Spiel, das man beliebig beginnen kann. Kursteilnehmer sollten sich zudem darüber klar sein, dass Flirtkurse nur dann den gewünschten Erfolg bringen, wenn sie neu erworbenen Möglichkeiten ständig im Alltag erprobt werden – nur den Kurs zu besuchen, und als veränderter Mensch herauszukommen gelingt kaum jemals.
Einem Menschen unter 30 sollte man kaum raten, diesen Beruf zu ergreifen. Das beste Eintrittsalter liegt oberhalb der 40, und gut verdienen wird man nur, wenn man mehrere unterschiedliche Kurse anbietet und diese auch ständig voll belegt sind. Da der Berg nur selten zum Propheten kommt, muss der Prophet eben oft zum Berge gehen – und das bedeutet: Ständige Reisetätigkeit, Hotelübernachtungen und wenig Privatheit.