Dating-Geheimnis: Kommunikationsfähigkeit und Paradoxie
Im Online-Dating liegt ein kleines Geheimnis, an dem viele scheitern. Es hat etwas mit Paradoxie zu tun, und ich hoffe, ich kann es Ihnen so erklären:
1. Die Kommunikations- und Kontaktfähigkeit der Menschen in Deutschland und vielen anderen westlichen Ländern nimmt derzeit erkennbar ab.
2. Im Internet Partner zu finden, ist einfacher, weil zunächst keine große Kommunikationsfähigkeit gefordert wird und die Kontaktaufnahme problemlos ist.
3. Die Kommunikationsfähigkeit wird aber wieder zurückgefordert, sobald ein Treffen stattfindet, was bedeute: Solange kein Treffen stattfindet, kann man die mangelnde Kommunikationsfähigkeit verbergen, also geht man keine Dates ein – oder aber, man traut sich an die Dates und riskiert, dass die Kommunikationsmängel sichtbar werden.
4. Trifft man einander dann, so sind diejenigen Suchenden am erfolgreichsten, die zwar wenig kontaktfähig, aber besonders kommunikationsfreudig sind.
5. Die übrigen suchen weiterhin nach Alternativwegen, ihre Kommunikationsunfähigkeit zu verbergen. Sie sind genau die Zielgruppe, die „Events“ für ihre Dates planen: („Gehen Sie mal in den Zoo“) – sie lernen sich dadurch aber nicht wirklich kennen.
Also: Paradox ist, dass diejenigen, die eigentlich Schwierigkeiten mit der Gesprächseröffnung (Flirt, Tanzpartnerin) haben, aber im Prinzip kommunikationsfähig sind, beim Online-Dating dennoch die besten Chancen haben, ihre ansonsten guten Kommunikationsmöglichkeiten beim Date auszuspielen.
Nun haben Sie wahrscheinlich genügend Argumente, um Ihren Partner wirklich zu treffen, oder nicht? Ich habe heute einen Leserbrief (nicht an mich) gelesen, in dem sinngemäß stand: „Heute glaubt die Generation FACEBOOK, einen Menschen zu kennen, bevor sie sich mit ihm trifft, und vergisst dabei, dass das Treffen der eigentliche Grund für das Kennenlernen ist.
Was kann man tun?
Beachten Sie bitte die sinnvollen Tipps, die bei allen Fachleuten übereinstimmen:
1. Treffen sie sich bald.
2. Wenn Sie sich treffen, reden sie ausführlich und offen miteinander.
3. Versuchen Sie, alles zu vergessen, was man ihnen an Regeln angeraten hat. Handeln Sie spontan, natürlich und so ehrlich, wie es ihnen möglich ist.
4. Versuchen Sie, die Kommunikation zu führen, wenn sie einen schüchternen Partner haben – stellen Sie viele „offene“ Fragen (fast alle W-Fragen, aber bitte kein „Warum?“)
5. Hören Sie aufmerksam zu und vermeiden Sie Hohlworte wie „OK“ zur Bestätigung – was der andere sagt, ist auch ohne Ihr dümmliches „OK“ in Ordnung.
Sie könnten natürlich auch ein Kommunikationsseminar für den Alltag besuchen. Sachten Sie darauf, welche Basis benutzt wird. Transaktionsanalyse ist die einfachste und fairste Grundlage – leider nutzen heute allerdings viele Trainer „Überzeugungsmethoden“ wie NLP. Fragen Sie danach, wie viel TA (Transaktionsanalyse) darin enthalten ist oder ob die Grundlagen von Friedemann Schulz von Thun benutzt werden. Kommunikationsseminare gibt es an Volkshochschulen – sie sind also nicht teuer. Rechnen Sie etwa drei bis sechs Monate ein, bis sie die Erkenntnisse der Seminare in ihren Alttag integriert haben.
Denken Sie daran: Es ist keine Schande, etwas nicht zu können – es ist aber eine Schande, es zu beklagen und nichts dagegen zu unternehmen.
Übrigens: Ich spreche nicht pro domo – ich gebe schon längst keine Kommunikationsseminare mehr.